Bierflaschen auf einem Fließband in einer Brauerei.

Brauer und Mineralwasserhersteller haben nicht genug Kohlensäure

Stand: 19.09.2022, 11:39 Uhr

Deutschlands Getränkeindustrie fehlt es an Kohlensäure. Das bremst Brauer und Mineralwasserhersteller aus. Grund dafür sind die hohen Preise für Gas.

Einige fahren die Produktion zurück, keiner rechnet mit schneller Besserung: Äußerst besorgniserregend nennt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, die Entwicklung. Vor allem bei der Herstellung von Erfrischungsgetränken und Wasser sei zu befürchten, dass durch den zunehmenden Mangel an Kohlensäure die Produktion und Abfüllung immer häufiger unterbrochen werden müsse.

Kohlensäure werde in der gesamten Ernährungsindustrie für Produktions- und Verpackungsprozesse dringend gebraucht. Sie sei auch in der Gastronomie nötig, um Bier und andere Getränke beim Zapfen aus den Fässern zu drücken.

Maximal 40 Prozent der üblichen Mengen verfügbar

Derzeit seien aber nach Schätzungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie nur noch 30 bis 40 Prozent der üblichen CO2-Liefermengen verfügbar.

Und immer mehr Unternehmen der Getränkewirtschaft, die auf Kohlensäure angewiesen seien, müssten ihre Produktion erheblich einschränken. "Für viele betroffene Betriebe hat das dramatische Auswirkungen", warnt Eichele.

Weniger Düngemittel bedeutet weniger Kohlensäure

Nicht zuletzt die Mineralwasserhersteller haben ernsthafte Probleme. Viele Hersteller bekommen zurzeit weniger CO2, als sie bestellt haben. Das liegt an der Düngemittelbranche.

"Als die Gaspreise extrem gestiegen sind, haben die Hersteller von Düngemitteln ihre energieintensive Produktion zurückgefahren", sagte der Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen, Tobias Bielenstein. "Ein Nebenprodukt der Herstellung ist CO2."

Der Zusammenhang ist also: weniger Düngemittel gleich weniger Kohlendioxid gleich weniger Kohlensäure. Wenn es in den nächsten Woche so weitergehe, wären Produktionsrückgänge zu erwarten. "So eine Situation haben wir noch nie gehabt", so Bielenstein.

Nicht alle Hersteller gleich betroffen

Der Kohlensäuremangel trifft nicht alle gleich: Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe mit Biermarken wie Jever, Clausthaler oder Schöfferhofer sieht noch keine Probleme: "Da wir vornehmlich Gärungskohlensäure aus unserer eigenen Produktion in unseren Brauereien einsetzen, sehen wir kurzfristig kein Ausfallpotenzial."

Auch bei den Mineralwasserherstellern müssen sich manche keine Sorgen machen: "Bei der Abfüllung des Gerolsteiner Mineralwassers setzen wir ausschließlich natürliche Quellkohlensäure ein", sagt Ulrich Rust aus der Geschäftsführung der Gerolsteiner Brunnen.

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