Fünf Jahre #MeToo: Koch-Mehrin fordert Diskurs über respektvollen Umgang

Stand: 15.10.2022, 21:40 Uhr

Vor fünf Jahren begann die #MeToo-Bewegung. Die Empörung über "Grenzüberschreitungen" sei gut, sagte die ehemalige FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin, die gerade wegen eines früheren Vorfalls mit Wolfgang Kubicki für Schlagzeilen sorgt, dem WDR.

Fünf Jahre nach dem Aufkeimen der #MeToo-Debatte gibt es im Verhältnis zwischen Frau und Mann nach wie vor keinen hundertprozentigen Schutz vor Sexismus. Zuletzt sorgte Wolfgang Kubicki, Bundestagsvizepräsident von der FDP, mit Äußerungen zu seinem Flirtverhalten während eines Arbeitstreffens mit der Parteikollegin Silvana Koch-Mehrin für Aufsehen.

Koch-Mehrin hat mit Kubicki nie über "Flirt" gesprochen

Am Samstag sagte Koch-Mehrin dem WDR, dass sie mit Kubicki nie über die Situation gesprochen und sie "vermutlich auch völlig vergessen" habe, ehe ihr damaliger Parteikollege - sie ist seit 2011 nicht mehr für die FDP aktiv - den "Flirt" 2010 in einem Interview und jüngst bei Maischberger erwähnte. "Das war etwas, das ich als fast normal empfunden habe", so die 51-Jährige.

Vor 20 Jahren, als Kubicki mit ihr darüber sprechen wollte, ob sie sich den Posten als FDP-Generalsekretärin vorstellen könnte, hatte sich Koch-Mehrin vorbereitet. Sie hatte ihren Mann darum gebeten, später zu dem Termin dazuzukommen, weil sie geahnt habe, "da ist mehr im Spiel". Aus heutiger Sicht sei es absurd, dass sie meinte auf den Schutz ihres Mannes zurückgreifen zu müssen.

Gesellschaftlicher Diskurs über Grenzüberschreitungen und respektvollen Umgang

Genau anhand dieser Situation definiert sie das Problem: "Dass Frauen immer noch mitdenken müssen, wie sie sich selbst schützen können." Frauen sollten sich nicht unwohl fühlen, wenn sie im Dunkeln über eine Straße gehen oder sich anders anziehen, als sie wollen, weil sie potenzielle Risiken mitdenken. "Das kann es nicht sein", so Koch-Mehrin.

"Dann hat man irgendwann unterschiedliche Klassen von Menschen: Diejenigen, die aufpassen müssen und diejenigen, die alles machen können. Das wollen auch die meisten Männer nicht", sagt Koch-Mehrin. Es brauche einen gesellschaftlichen Diskurs darüber, was Grenzüberschreitungen sind und "was wir als einen respektvollen Umgang miteinander wollen".

Zuversichtlich stimme sie, dass sehr viele Jüngere eine ganz andere "Selbstverständlichkeit" hätten, was ihre Rechte, das Thema Sexismus und unterschiedliche Kulturen angeht: "Ich bin da recht hoffnungsfroh, dass die nochmal einen ganz anderen Anspruch und Ehrgeiz daran setzen, dass wir zu einer wirklich gleichberechtigten Gesellschaft kommen."

0630 Spezial: 5 Jahre nach #metoo - Was ein Hashtag bis heute (nicht) verändert hat

0630 - der News-Podcast 08.10.2022 50:05 Min. Verfügbar bis 08.10.2027 1LIVE


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Vor fünf Jahren begann die #MeToo-Bewegung

Mit einem Tweet von Schauspielerin Alyssa Milano am 15. Oktober 2017 hatte die #MeToo-Bewegung ihren Anfang genommen. Kurz nach den Anschuldigungen in der "New York Times" gegen Filmproduzent Harvey Weinstein, dass dieser mehrfach sexuell übergriffig gewesen sei, rief Milano dazu auf, sich unter dem Hashtag #MeToo als Opfer sexueller Gewalt zu erkennen zu geben.

Es war der Beginn einer beispiellosen Kampagne gegen sexuelle Übergriffe. Weltweit wurden zahlreiche Fälle von sexueller Gewalt - von Belästigung bis hin zur Vergewaltigung - publik gemacht. Das einstige Tabuthema wurde und wird immer noch offen angeprangert, scheinbar unantastbare Prominente wurden geächtet.

Über dieses Thema berichtete am 15.10.2022 auch die Aktuelle Stunde im WDR Fernsehen.

#MeToo löst Debatte um Machtmissbrauch aus (am 15.10.2017)

WDR ZeitZeichen 15.10.2022 14:57 Min. Verfügbar bis 15.10.2032 WDR 5


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