Auto digital zulassen: Jetzt soll es funktionieren?
Aktuelle Stunde. 01.09.2023. 23:15 Min.. UT. Verfügbar bis 01.09.2025. WDR. Von Marius Reichert.
Digitale Kfz-Zulassung: Ab heute schneller und günstiger
Stand: 01.09.2023, 20:53 Uhr
Die Kfz-Zulassungsstellen in Deutschland werden digitaler. Ab Freitag können Fahrzeuge auch von Autohändlern über das Internet an-, um- und abgemeldet werden. Außerdem soll die Anmeldung für Privatleute schneller und günstiger werden.
Von Jörn Kießler
Wer künftig ein Auto kauft, verkauft oder einfach stilllegen will, kann das in Zukunft bequemer. Ab dem 1. September stehen beim An-, Um- und Abmelden von Fahrzeugen über das Internet noch mehr Funktionen zur Verfügung und vor allem können die Autos direkt nach der An- oder Ummeldung genutzt werden.
Dazu kommt, dass nun nicht nur Privatpersonen die digitale Zulassung nutzen können, sondern auch juristische Personen, also Autohändler oder Betreiber von Autoflotten wie zum Beispiel Autovermieter. Laut Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist das ein weiterer Schritt, die Kfz-Zulassung in Deutschland komplett zu digitalisieren.
"Das Gute daran ist: die Gebühren für die Zulassung können dadurch auch spürbar gesenkt werden." Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP)
Neben den niedrigeren Gebühren biete das neue System auch viele weitere Vorteile, heißt es aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Unter anderem, dass die Meldung 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche möglich sei.
Allerdings bleiben die Aussagen des BMDV bei vielen Aspekten auch vage. Zum Beispiel dazu, ob die digitale Zulassung ab dem 1. September bundesweit flächendeckend möglich ist. Erst am Freitag will das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) eine Liste der teilnehmenden Kfz-Zulassungsstellen auf der KBA-Website bereitstellen.
Fragen und Antworten zur neuen digitalen Kfz-Zulassung.
Wer kann künftig Fahrzeuge per Internet an-, um- und abmelden?
Das neue System richtet sich sowohl an Autohändler als auch an Privatpersonen. Je nachdem, ob sie viele oder wenige Fahrzeuge einmalig oder regelmäßig an-, um- oder abmelden, stehen ihnen unterschiedliche Wege dafür zur Verfügung.
Wie können Privatpersonen Autos digital anmelden?
Dafür sollen die Kommunen sogenannte i-Kfz-Portale einrichten, die über die Internetseiten der Zulassungsbehörden erreichbar sind. Bereits seit 2015 können dort Autos abgemeldet werden. Seit 2017 konnten Halter die Wiederzulassung ihres Fahrzeugs online beantragen, vorausgesetzt sie waren weiter die Halter. Und seit 2019 können auch Neuzulassungen, Umschreibungen und alle Varianten der Wiederzulassung online abgewickelt werden.
Ab Freitag sollen nun alle Dienste digital zur Verfügung stehen. Um diese nutzen zu können, müssen die Bürgerinnen und Bürger allerdings über einen aktuellen Personalausweis mit freigeschalteter e-ID oder ein digitales Benutzerkonto beim Bund, die sogenannte Bund-ID, verfügen.
Die Plaketten, die auf die Nummernschilder des angemeldeten Fahrzeugs geklebt werden, bekommen die Nutzer nach der Anmeldung per Post. Bis diese angekommen sind, können sie aber trotzdem schon das Fahrzeug nutzen. Für die Übergangszeit gibt es einen vorläufigen Zulassungsnachweis, den man selbst ausdrucken kann.
Wie können Autohäuser Fahrzeuge anmelden?
Fahrzeughändler, Versicherungen, Autovermieter oder andere Unternehmen, die mehr als 500 Zulassungsvorgänge pro Jahr durchführen lassen, können dies nun auch online machen. Dafür können sie sich entweder selbst bei einer sogenannten Großkundenschnittstelle (GKS) registrieren lassen oder die Hilfe eines dafür registrierten Dienstleisters in Anspruch nehmen. Insbesondere Tageszulassungen können die Händler jetzt selbst abwickeln.
Sinken die Gebühren tatsächlich deutlich?
Jein. Worüber Verkehrsminister Wissing nicht so viel redet, wie über die Vorteile der neuen digitalen Kfz-Zulassung, ist die neue Gebührenordnung, die zeitgleich in Kraft tritt. Danach zahlen Autohalter ab dem 1. September tatsächlich für einige Dienstleistungen deutlich weniger, wenn sie sie online durchführen. Zum Beispiel sinkt der Mindestpreis für Neuzulassungen von 27,60 Euro auf 16,30 Euro.
Andererseits werden die Preise für die Menschen, die weiter auf die Zulassungsstelle gehen wollen, auch teilweise deutlich erhöht. Sie zahlen beispielsweise für die Umschreibung eines Kfz auf einen anderen Halter künftig mindestens 26,80 Euro statt bislang 19,90 Euro. Zum Vergleich: Online kostet diese Ummeldung ab Freitag mindestens 18,09 Euro.
Funktioniert die neue digitale Zulassung überall?
Auch das ist noch nicht ganz klar. Dem Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes liegen bisher keine Informationen vor, wie viele und welche Zulassungsbehörden derzeit schon die elektronische Zulassung anbieten oder dazu schon bald in der Lage sein werden. Auch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) will erst am Freitag eine Liste der teilnehmenden Kfz-Zulassungsstellen auf der KBA-Website bereitstellen.
Allerdings teilt das NRW-Verkehrsministerium auf Anfrage des WDR mit, dass ihm kein Kreis bekannt sei, in dem ab Freitag keine digitale Zulassung möglich wäre.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Bundesministerium für Digitales und Verkehr
- Bundesministerium der Justiz
- NRW-Verkehrsministerium
Über dieses Thema berichtet der WDR am 31. August 2023 auch im Hörfunk, u.a. im "Echo des Tages" auf WDR5.