50 Jahre IKEA in Deutschland: Billy ja, aber nur wenn's günstig ist

Aktuelle Stunde 17.10.2024 10:28 Min. UT Verfügbar bis 17.10.2026 WDR Von Anke Kutz

50 Jahre Ikea in Deutschland: Das sind eure Storys

Stand: 18.10.2024, 15:56 Uhr

Vor 50 Jahren eröffnete bei München die erste Ikea-Filiale Deutschlands. Anfangs belächelt ist das schwedische Unternehmen bei uns schon seit Jahren das beliebteste Möbelhaus. Wir hatten nach euren Erlebnissen und Erinnerungen gefragt.

Im Geschäftsjahr 2022/23 feierte Ikea hierzulande gar Rekorderlöse von mehr als 6,4 Milliarden Euro (plus 13,3 Prozent) – und damit weit mehr als in den USA, Frankreich oder Großbritannien. Kaum ein Kinderzimmer, kaum ein Studierenden-Wohnheim kommt ohne Billy, Lack oder Pax aus.

Und so gut wie jede und jeder hat eine eigene Story mit dem Möbelhaus zu erzählen. Vom Bällebad, von fehlenden Schrauben oder von der ersten eigenen Wohnung. Wir hatten euch gefragt: Was habt ihr mit Ikea erlebt? Und wie ist eure Meinung zu dem Möbelhaus?

Ursula Steppke schockverliebte sich Mitte der 80er-Jahre auf der Suche nach einem Schrank in einen Ohrensessel des schwedischen Möbelhauses. "Es war der letzte, runtergesetzt und musste daher auf jeden Fall mit."

Gesagt, getan wurde das "Schnäppchen" in die Ente mit offenem Dach verfrachtet und nach Hause transportiert. Benutzen konnten die Steppkes den Sessel allerdings nur selten, da Kater Odysseus mit den durchdringenden Augen den Ikea-Sessel die meiste Zeit für sich beanspruchte.

Katze auf einem Ohrensessel von Ikea

Kater Odysseus auf seinem Lieblingssessel von Ikea

Doch neben skurrilen und lustigen Erlebnissen hat die IKEA-Geschichte auch einige dunkle Seiten, war auch von Skandalen geprägt: vom Formaldehyd-Vorfall beim beliebten Billy-Regal bis zum Pferdefleischskandal in den Köttbullar. Fünf Fakten und eure persönlichen Stories über den schwedischen Möbelhersteller:

1. "Das unmögliche Möbelhaus"

Als Ikea vor 50 Jahren nach Deutschland kam, gab sich das Unternehmen den Slogan: "Das unmögliche Möbelhaus". Denn dort war fast alles anders als bei Einrichtungsgeschäften, die man bis dahin in Deutschland kannte. Die Ikea-Kundschaft wurde - typisch schwedisch - geduzt, musste ihre Möbel selbst nach Hause bringen und mit dem berühmten Inbusschlüssel auch noch selbst aufbauen.

Das kam zunächst nicht überall gut an. Nicht wenige rümpften die Nase über die Billigmöbel. Das änderte sich erst um die Jahrtausendwende. Doch auch noch heute stören sich einige daran, dass bei Ikea geduzt wird. So wie WDR-Leser Felix Müller, der darüber hinaus die Wegwerfkultur kritisiert, die Konzerne wie Ikea befördern würden.

Warum IKEA Deutschland erobern konnte

WDR 3 Mosaik 14.10.2024 04:43 Min. Verfügbar bis 14.10.2025 WDR 3


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2. Die Nazi-Vergangenheit des Gründers

1994 deckten schwedische Journalistinnen und Journalisten die Nazi-Vergangenheit von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad auf. Von 1945 bis 1950 hatte Kamprad an Treffen der nationalsozialistischen Organisation Nysvenska Rörelsen teilgenommen. Nach der Enthüllung schrieb Kamprad einen offenen Brief und sprach von Jugendsünden.

Ingvar Kamprad, IKEA-Gründer

Ingvar Kamprad, IKEA-Gründer

Später kam allerdings heraus, dass der 2018 verstorbene Ikea-Gründer auch noch in den 1950er Jahren im Briefwechsel mit Schwedens Faschisten-Führern stand.

3. Essen statt Möbel

Ikea ist weit mehr als ein Möbelhaus, nicht wenige Kunden kommen auch einfach zum Essen. Sei es im hauseigenen Restaurant oder im Bistro unweit der Kassen, wo vor allem die Hotdogs über die Theke gehen.

 Eine Portion "Köttbullar" der Möbelkette Ikea liegt mit Pommes und Soße auf einem Teller.

Köttbullar mit Pommes

Allein in Deutschland soll Ikea pro Jahr mehrere Dutzend Millionen Hotdogs verkaufen. Mittlerweile gibt es den Klassiker ebenso wie die Hackbällchen Köttbullar auch in der veganen Version.

4. Zwangsarbeit in der DDR

In der DDR mussten politische Gefangene Türbeschläge und Scharniere, später auch Rollen und Füße von Möbeln herstellten – unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Ein Großteil war für den Export an Ikea bestimmt.

Das Unternehmen finanzierte bereits 2012 eine erste Studie zur Zwangsarbeit in der DDR für Ikea und ließ sie von unabhängigen Wissenschaftlern durchführen. Die Aufarbeitung wurde auch von Opferverbänden gelobt.

5. Dauerbrenner Billy

Bestseller bei Ikea ist das Bücherregal Billy. Zeitloses Design, schnell aufzubauen – weltweit wurde Billy seit 1978 mehr als 120 Millionen Mal verkauft. Allerdings gab es mal richtig Ärger um das Regal, wie Ikea auf seiner Website schreibt.

Eine Frau begutachtet im Ikea Moebelcenter in Wallau den Regalklassiker "Billy".

Bücherregal "Billy"

Denn in den 1980er Jahren wurde Billy um zehn Zentimeter schmaler. In Stockholm sollen daraufhin Kunden in einer Ikea-Filiale protestiert haben – mit T-Shirts mit dem Aufdruck "Hände weg von unserem Billy".

Eure persönlichen Ikea-Stories

Viele von euch haben uns ihre ganz persönlichen Ikea-Stories zukommen lassen, so wie Jo Schlömer. Wenn er an Ikea denkt, fällt ihm ein skurriles Ereignis ein: Er sollte mit einem Kollegen während seiner Ausbildung beim Kaufhof-Konzern undercover eine Kundenzählung auf dem Ikea-Parkplatz in Köln-Godorf durchführen. Weil die beiden dort den ganzen Tag verbrachten, habe Ikea die Polizei verständigt.

Sie haben vermutet, dass die beiden kurz vor Geschäftsschluss einen Überfall starten wollten und schickten ein mobiles Einsatzkommando, das die beiden "in James-Bond-Manier" beim Verlassen des Parkplatzes stellte, erinnert sich Jo: "Wir wurden aus dem Wagen gezerrt, Polizeigriff, Maschinenpistole im Anschlag". Zum Glück ging alles gut aus, aber "der Schreck saß tief".

Die Ikea-Story von Angelika Faber liegt bereits 38 Jahre in der Vergangenheit. Ihr Vater fuhr damals zum Möbelhaus, um ihr ein Regal für ihr neues Kinderzimmer zu kaufen. Das Regal, das sogar heute noch existiert, war jedoch nicht das einzige, was er mitbrachte.

Angelikas Vater schenkte ihr zudem eine Eisbären-Handpuppe mit dem Namen Moko. "Ob Moko der Name war, der von Ikea vergeben wurde oder woher der Eisbär seinen Namen erhielt, kann ich nicht mehr sagen."

Fest steht, dass die Puppe seitdem nicht mehr wegzudenken war. Jeden Abend musste ihr Vater ihr mit Moko gute Nacht sagen. Ein tapferer Begleiter und Tröster in allen Lebenslagen, der mittlerweile an die nächste Generation weitergegeben wurde. "Für mich wird das immer die schönste Verbindung zu Ikea sein, aber vor allem eine sehr liebe Erinnerung an meinen Papa."

Susanne Schauff besuchte das Möbelhaus in seinem Ursprungsland Schweden das erste Mal. Gemeinsam mit ihren Eltern und den schwedischen Freunden sei sie zum allerersten Ikea gefahren. "Meiner Erinnerung nach war das um 1968 oder 1969." Seitdem habe sie immer schöne Erinnerungen an das Möbelhaus.

Unsere Quellen:

  • WDR 5
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Ikea-Website
  • Leserbriefe

Kommentare zum Thema

10 Kommentare

  • 10 Tim Berg 20.10.2024, 12:53 Uhr

    Die vier Buchstaben IKEA standen bei meinen Schreinern für Idioten kaufen einfach alles. Tja, bis auf wenige Artikel ist es eine sehr sehr einfache Qualtät. Aber bunt und für phantasielose Menschen gemacht.

  • 9 molpadia 19.10.2024, 19:48 Uhr

    Auch ich bin seit gut 40 Jahren Ikea Kundin. Die erste Küche noch aus Presspappe auf dünnen Holzleisten hat von 1972 bis 1996 sechs Umzüge unbeschadet überstanden und ist dann noch einige Jahre Kinderzimmereinrichtung gewesen. Die 2. Küche dann schon nur noch 10 Jahre, dann waren die Dübel und Scharniere ausgeleiert. Nun ist es die 3. und definitiv die Letzte. Qualität und Design sind nicht mehr meins, man wird halt älter. Die Kellerregale allerdings ziehen immer noch mit, ich glaube inzwischen zum 11. Mal.

  • 8 Hannes 19.10.2024, 18:50 Uhr

    IKEA? Für mich das McDonald's (Systemgastronomie) der Möbel- und Einrichtungsbranche (Systemmobiliar). ;)

  • 7 Römö 18.10.2024, 00:59 Uhr

    Meine Geschichte ist, dass ich seit 15 Jahren nicht mehr hingehe. Die Qualität ist 'billig' im wahrsten Sinne und - da bin ich ganz bei Felix Müller - fördert in besonderem Maße die Wegwerfgesellschaft. Außerdem kann man vieles bereuen (rechte Vergangenheit oder DDR-Zwangsarbeit) und mit Geld wieder gut machen, aber wie kommen denn heute die billigen Möbel zu Stande? Ein Arte-Bericht verriet da auch nicht nur Gutes! Aber sie schaffen es mit geschickter Werbung ihr Image zu pflegen und 'Everybody's-Möbel-Darling' zu sein. Geiz ist nämlich geil! Kommt eigentlich demnächst auch ein Bericht über die Geschichte von Möbel-Roller, XXL-Möbel, oder Möbel-Boss? Ist schon auch irgendwie Schleichwerbung hier, oder? Das macht schon das Bild mit der typischen gelben Schrift auf blauem Grund.

  • 6 Cedric :) 17.10.2024, 23:05 Uhr

    IKEA soll auch im Mini Format in die Innenstädte kommen z.b. als IKEA Stores/IKEA Kaufhaus mit Dekorationen und Essen. Damit wären die Innenstädte schon viel lebhafter und moderner und man hätte schon viel mehr Lust in die Stadt zu kommen.

  • 5 Cedric :) 17.10.2024, 22:11 Uhr

    Mein ganzes Zimmer besteht von IKEA. I love IKEA. Vor allem die Frittensauce sowie das ganze essen. Die Runden Kekse mit der Erdbeerfüllung /Schokoladenfüllung sind der Hammer. Kann ich nur empfehlen. IKEA ist einfach Mega und darf nie weg gehen sonst macht das Leben kein sinn mehr und mein Zimmer würde komplett leer sein. Die Möbel sind einfach zusammen Zubauen besseres gibt es einfach nicht. Und sehen auch noch Mega aus. IKEA FOREVER❤️.

  • 4 Roger Glitz 17.10.2024, 21:06 Uhr

    Mein IKEA Erlebnis: Ich gehe durch das Einrichtungshaus und denke: Soviel schön designter Schrott. Dann sehe ich etwas, das wertig aussieht. Das will ich kaufen. Und dann sehe ich viele blau-gelbe Leute in alle Richtungen verschwinden.

  • 3 Trompetter Werner 17.10.2024, 20:59 Uhr

    Ich bin mittlerweile 65 und habe es bis heute nicht geschafft einen Laden von denen zu besuchen.

  • 2 Michael Zerwell 17.10.2024, 20:30 Uhr

    Leider finde ich im aktuellen Katalog den "Armleuchter Söder" nicht, von dem Susanne Wieseler heute in der Aktuellen Stunde sprach. Wurde der aus dem Sortiment genommen?

  • 1 Kalscheuer 17.10.2024, 19:47 Uhr

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