Sparen ohne Frieren: Wie hoch drehen wir jetzt die Heizung?

Stand: 20.09.2022, 07:47 Uhr

Seit ein paar Tagen fühlt sich das Wetter an wie Herbst und zu Hause frösteln schon die Ersten. Der Dreh am Heizungsthermostat ist wegen der hohen Energiepreise aber ein heikles Thema. Nicht frieren und dabei sparen - geht das?

In den vergangenen Tagen sind die Temperaturen gesunken - nachts kommt NRW oft nur noch auf einstellige Werte. Da stellen sich viele Menschen die Frage, ob sie nicht doch schon die Heizung anstellen sollen. In Zeiten explodierender Energiepreise überlegen wir uns das allerdings genauer als sonst. Was bewirkt der Dreh an der Heizung und wie hoch liegt das Einsparpotenzial?

Die Faustformel zum Sparen

Da gibt es eine Faustformel: Wer die Heizung um ein Grad runter dreht, kann circa sechs Prozent Energiekosten einsparen. Oder anders vorgerechnet: Bei einer Raumtemperatur von 18 bis 19 Grad läge das Einsparpotenzial schon bei 20 bis 30 Prozent Ersparnis, sagt Leonora Holling, Vorsitzende des Bundes für Energieverbraucher. "Beim Heizen ist immer die erste Empfehlung, die Temperatur zu reduzieren." 18 oder 19 Grad höre sich im ersten Moment schlimm an, sei aber mit einem dicken Pullover zu bewältigen. Auch die Energieeinsparverordnung schreibt in öffentlichen Gebäuden höchstens 19 Grad Innentemperatur vor.

Kälte bringt Schimmel

Unter 16 Grad kalt sollte aber kein Raum sein. Kühlt das Zimmer zu sehr aus, kann Feuchtigkeit leichter an der Wand kondensieren. Ob durch Kochen oder Duschen - wenn viel Feuchtigkeit in der Raumluft hängt, begünstigt das den Schimmelpilz. Luftfeuchtigkeit im Raum sollte zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Es gibt Messgeräte, die das präzise anzeigen können - so genannte Hygrometer.

Wohlfühltemperatur sehr individuell

Die aktuelle Wohlfühltemperatur ist übrigens sehr individuell, sagt auch WDR-Doc Esser: "Meistens liegt sie zwischen 18 und 23 Grad und hängt natürlich von der Aktivität ab." Wer sitzt, friert schneller als der, der sich in der Wohnung bewegt. Viel wärmer als 23 Grad sollte es aber nicht sein, warnt der Mediziner: "Da sonst die Gefahr besteht, dass unsere Schleimhäute austrocknen. Das wiederum macht es Viren und Bakterien einfacher, sie zu besiedeln." Die Folge: ein höheres Krankheitsrisiko.

Gasspeicher zu 90 Prozent gefüllt

Noch eine gute Nachricht: Die deutschen Gasspeicher füllen sich weiter. Derzeit sind die zu 90 Prozent gefüllt. Die Bundesregierung will mit den hohen Füllständen erreichen, dass Deutschland ohne Gaskürzungen durch den Winter kommt - und zwar trotz eines möglichen Totalausfalls russischer Lieferungen.

Kugelgasspeicher in Dortmund

Deutsche Gasspeicher zu 90 Prozent gefüllt

Eine Verordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sieht vor, dass die Speicher am 1. November zumindest zu 95 Prozent gefüllt sein sollen. Diese Menge entspricht etwa dem bundesweiten Verbrauch von Januar und Februar des laufenden Jahres. Aktuell bekommt Deutschland Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien.

Könnte Gasumlage doch noch kippen?

Gas ist also da. Aber ist es bezahlbar? Diese Frage treibt Verbraucher seit Wochen um. Da lässt eine aktuelle Meldung zumindest aufhorchen: In der Bundesregierung gibt es offenbar Zweifel daran, ob die Gasumlage tatsächlich kommt. Nach ARD-Informationen stellt Wirtschaftsminister Robert Habeck sie infrage, falls der Gas-Importeur Uniper verstaatlicht werden müsste. Dann würde der Staat Uniper direkt mit weiteren Milliarden unterstützen. Eine Verstaatlichung und die Gasumlage zusammen könnten rechtlich aber schwierig sein.

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