Gesunde Ernährung: Was kommt auf den Teller?

01:58 Min. Verfügbar bis 07.03.2026

Gesunde Ernährung - wie macht man sie Kindern schmackhaft?

Stand: 07.03.2024, 06:00 Uhr

Brokkoli zu den Nudeln, Möhre zum Butterbrot: Da lehnen viele Kinder dankend ab. Dabei ist gesunde Ernährung gerade im Kindesalter wichtig. Kein Grund zu verzweifeln, sagen Experten.

Von Nina Magoley

Viele Eltern verzweifeln an der Frage, wie man den lieben Kleinen den vitaminreichen Brokkoli, einen gesunden Salat oder wenigstens eine Möhre zum Butterbrot schmackhaft machen könnte. Für Süßes, Schokolade, Pommes oder Pizza hingegen sind Kinder jederzeit zu haben. Und bei den Getränken wird das einfache Glas Wasser verschmäht, wenn es auch Limo, Saft, Kakao oder Cola gibt.

Besonders für Kinder sei eine ausgewogene Ernährung wichtig, betont die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Gesundes Essen wirke sich nicht nur wesentlich auf Wachstum, Entwicklung und Leistungsfähigkeit aus, sondern beeinflusse auch die spätere Gesundheit im Erwachsenenalter.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat erst am Dienstag (05.03.2014) darauf hingewiesen, wie wichtig eine gesunde Ernährung ist und was genau dazu auf dem Speiseplan stehen sollte: Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, Nüsse, Vollkornbrot, wenig Fleisch - und möglichst nichts Süßes, Salziges oder Fettes. Nur: Wie bringt man es den Kindern bei?

So kommt gesunde Ernährung auch bei Kindern an

Was Eltern tun können

Warum lassen Kinder für Süßes alles andere stehen?

Das Verlangen nach Süßem datiert bis in die Steinzeit zurück: Kalorienhaltige Nahrung habe auch schon in früheren Zeiten sichergestellt, dass der Mensch schnell viel Energie zur Verfügung habe, sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der DGKJ.

Auch die Bonner Ernährungsberaterin Andrea Gerschlauer sieht die Lust auf Süßes evolutionär begründet: Schon das Fruchtwasser im Bauch der Mutter schmecke süß, die Muttermilch ebenso. Und als Jäger und Sammler seien unsere Vorfahren auf der sichereren Seite gewesen, wenn sie die süßen Beeren aßen statt der bitteren.

Wie lernen Kinder, gesundes Essen zu mögen?

Umso mehr müsse gesundes Essen regelrecht erlernt werden, sagt Ernährungswissenschaftlerin Gerschlauer - "und das braucht die Teilnahme von allen Seiten". Denn schlichtes Essen und richtiges Ernährungsverhalten seien zwei Paar Schuhe: "Essen tun Kinder, sobald sie am Tisch sitzen. Ernährung muss darauf abzielen, gesund und ausgewogen zu sein." Für Eltern sei das im Übrigen die Chance, die eigenen Essgewohnheiten nochmal zu überdenken.

Was, wenn das Kind erklärt, dass ihm Gemüse nicht schmeckt?

25 Prozent aller Kleinkinder seien phasenweise sogenannte "Picky Eater" - also schwierige Esser -, sagt Kinder- und Jugendarzt Rodeck. Das entstehe vor allem mit dem erwachenden und wachsenden Bedürfnis, über sich selbst bestimmen zu können: "Kinder verlangen immer mehr nach Selbstständigkeit." Und gerade deshalb könnten Eltern ihnen dann mit Argumenten oder gar Zwangsmaßnahmen nicht kommen.´

Stattdessen rät Rodeck, beispielsweise die gesunde Möhre einfach immer wieder auf den Tisch zu bringen - auch, wenn das Kind einmal seine klare Ablehnung erklärt hat: "Am Ball bleiben! Die Möhre ruhig zehn bis 15 Mal wieder anbieten." Und mit gutem Beispiel voran gehen: "Die Möhre selber mit großem Genuss essen." Die Chance, dass das Kind sie dann irgendwann doch probiert, sei durchaus gegeben.

Gesund ernähren: "Mahlzeiten vorbereiten"

WDR 5 Morgenecho - Interview 04.03.2024 07:52 Min. Verfügbar bis 04.03.2025 WDR 5


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Auch Ernährungsberaterin Gerschlauer rät zu "Geduld, Liebe und Zuversicht": Besonders kleine Kinder bräuchten manchmal bis zu 30 Kontaktversuche mit einem ungewohnten Lebensmittel, bis sie wagen, es zu probieren.

Ein weiterer Tipp der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin: "Beziehen Sie ihre Kinder ein in die Essensplanung und ins Einkaufen und Kochen, ohne dabei Ihr Ziel einer gesunden Ernährung für alle aufzugeben." Mit geringem Aufwand könne die gemeinsame Küche "alle an einen Tisch bringen".

Wie können Eltern gesundes Essen attraktiver machen?

Wenn Zucchini oder Möhre dem Kind im Rohzustand nicht zusagen, könne man sie kreativ anbieten, sagt Gerschlauer: Zum Beispiel geraspelt im Muffin oder in herzhaften Waffeln. "Man muss Brücken finden", sagt sie. Und sich Zeit nehmen, um das gemeinsame Essen zum Erlebnis zu machen.

Vater, Mutter, zwei Kinder und Großvater sitzen an einem Tisch und frühstücken

"Essen zum gemeinsamen Erlebnis machen"

Essen solle in angenehmer Atmosphäre stattfinden, sagt auch Burkhard Rodeck vom DGKJ. "Es muss kindgerecht aussehen, optisch ansprechend." Vor allem gelte es, sich Zeit zum Essen zu nehmen, "es nicht hastig in sich hineinschlingen". Das gelte im Übrigen auch für Kitas.

Müssen sich Eltern von "Picky Eatern" Sorgen machen?

Nein, sagt Rodeck. "Der Mensch ist sehr resilient, Kinder können auch mal eine Woche nur Nudeln essen." Der kindliche Organismus wisse, "was er sich holen muss". Ein Mangel sei da kaum zu befürchten. Besorgten Eltern rät er: "Ruhig bleiben, penetrant bleiben, in die Selbstregulationsfähigkeit des Kindes vertrauen." Solche Verweigerungshaltungen lösten sich in der Regel nach einiger Zeit auf. "Mit vier bis sechs Jahren ist das meist kein Thema mehr."

Grundsätzlich gilt: Zwar wird die Verlockung von Süßigkeiten für Kinder immer riesengroß sein - und bleiben. Dennoch: Eine Grundhaltung für eine halbwegs gesunde Ernährung lernen Kinder durch Nachahmung. "Wenn sich die Eltern gesund ernähren, wird ihr Kind dies übernehmen", stellt die DGKJ fest. Genauso sei es auch bei einem schlechten Vorbild.

Wie sieht denn gesunde Ernährung für Kinder aus?

Als Orientierung für eine gesunde Kinderernährung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin eine Art Ampel:

Ernährungsampel der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin

Weitere Tipps:

  • (Vollkorn-) Brot dick schneiden und dünn belegen. Brot aus fein gemahlenem Vollkornmehl mögen auch jüngere Kinder gern.
  • Kartoffeln besser fettarm zubereiten: Salz- oder Pellkartoffeln statt fettreiche Bratkartoffeln oder Pommes. Nudeln und Reis sind am gesündesten in der Vollkornvariante.
  • Gemüse zum Teil und Obst fast immer roh essen: So bleiben die gesunden Inhaltsstoffe am besten erhalten. Tiefkühlware ist eine gute Alternative.
  • Bei Milch, Milchprodukten, Fleisch und Wurst zu fettarmen Produkten greifen: Milch oder Joghurt mit 1,5 Prozent Fett, Käse bis zu 45 Prozent und bei Fleischprodukten die fettarmen, wie Schinken oder Brühwurstaufschnitt.
  • Süßigkeiten, süße Brotaufstriche wie Marmelade und Schoko-Aufstriche, Limo und Chips sollten zusammen nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Ernährung ausmachen. Auf der Liste der Inhaltsstoffe den Gehalt an Zucker und Fett checken und danach die Portionsgröße bemessen.

Wichtig dazu sei auch, dass Kinder regelmäßig trinken - auch das kommt im Alltag oft zu kurz. Und natürlich im besten Fall Wasser oder ungesüßte Früchtetees. Zu jeder Mahlzeit gehöre ein Glas davon. Ungeeignet seien gezuckerte Fruchtsaftgetränke, Limo oder Cola. Auch Milch sei kein Durstlöscher, warnt die DGKJ.

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