Ein Schäler liegt neben mehreren Möhrchen.

DGE empfiehlt weniger Fleisch für gesunde und nachhaltige Ernährung

Stand: 05.03.2024, 14:09 Uhr

Noch mehr Pflanzliches, noch weniger Fleisch: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat am Dienstag ihre neuen Empfehlungen veröffentlicht, wie wir uns gesünder und umweltschonender ernähren können.

"Wir empfehlen, bunt und gesund zu essen und dabei die Umwelt zu schonen. Dazu empfehlen wir eine pflanzenbetonte Ernährung", sagte Anne Carolin Schäfer, Ernährungswissenschaftlerin im DGE-Referat Wissenschaft. Gesunde Ernährung und Umwelt müssten zusammen gedacht werden, betonte DGE-Präsident Bernhard Watzl.

Die neuen Richtlinien der DGE berücksichtigten daher neben der Empfehlung zu einer gesunden Ernährung gleichzeitig auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltbelastung sowie die in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten.

Was heißt das genau?

Eine gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Ernährung besteht laut DGE demnach zu mehr als drei Vierteln aus pflanzlichen Lebensmitteln und zu knapp einem Viertel aus tierischen Lebensmitteln. Der Anteil tierischer Lebensmittel fällt damit geringer aus als bisher.

Die überarbeiteten Richtlinien berücksichtigen beispielsweise täglich zwei Portionen Milch und Milchprodukte, eine Portion weniger als bei den vorherigen Empfehlungen.

Zudem ist es laut DGE ausreichend, wöchentlich maximal 300 Gramm Fleisch und Wurst sowie ein Ei, etwa zum Frühstück, zu essen. Bisher waren es 600 Gramm Fleisch.

Beim Fisch bleibt es bei ein bis zwei Portionen wöchentlich. Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen sowie Nüsse werden mit einer eigenen Empfehlung stärker hervorgehoben.

Obst und Gemüse stellen auch weiterhin die mengenmäßig wichtigste Gruppe dar. Die Empfehlung, fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen, bleibt. Allerdings entfallen die ergänzenden einzelnen Portionsangaben von drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst.

Für wen die Empfehlung der DGE gilt

Die neuen Richtlinien basieren laut DGE auf einem neu entwickelten mathematischen Optimierungsmodell, das die Gesellschaft mit Unterstützung von Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen entwickelt hat.

Sie gelten für gesunde Erwachsene in Deutschland im Alter von 18 bis 65 Jahren, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel essen. Die Empfehlungen richten sich laut DGE immer an die gesunde Allgemeinbevölkerung, also Personen ohne besondere Bedürfnisse oder Ansprüche an die Ernährung.

WWF und Greenpeace sehen Politik am Zug

Die neuen Richtlinien seien "ein wichtiger Schritt hin zu einer bundesdeutschen Ernährung innerhalb der Grenzen unseres Planeten", sagte Elisa Kollenda von der Umweltorganisation WWF Deutschland laut Mitteilung. Die mit unseren Essgewohnheiten einhergehenden Umweltauswirkungen auf die Erde seien massiv. "Insbesondere unser zu hoher Verzehr von tierischen Lebensmitteln befeuert die Klima- und Biodiversitätskrise".

Die DGE-Empfehlungen preisten das nun erstmals ein und gäben damit wichtige Impulse an die Verbraucherinnen und Verbraucher. "Bei Fleisch bewegt sich die DGE auf einem Pfad gen planetare Grenzen. Bei Milchprodukten gilt dies nur eingeschränkt. Bei den Hülsenfrüchten besteht noch deutlich Luft nach oben, was die empfohlenen Verzehrmengen angeht", bilanzierte Kollenda. Wichtig sei, wie die neuen DGE-Empfehlungen im nächsten Schritt weiter heruntergebrochen werden.

Auch die Politik müsse ihren Teil beitragen und Werbung für ungesunde und umweltschädliche Produkte verbieten. Mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte bei einer gleichzeitigen Senkung der Steuer auf Obst und Gemüse könne sie eine gesunde Ernährung aller Menschen weiter vorantreiben. 

Mehr pflanzliche Produkte in Kantinen und Mensen

In der Ernährungsstrategie der Bundesregierung, die das Kabinett im Januar beschlossen hat, spielen die Empfehlungen bereits eine Rolle. Ein wichtiger Hebel für gesündere Ernährung sollen demnach Kantinen und Mensen in Firmen und anderen Einrichtungen spielen, in denen täglich Millionen Menschen essen.

Dort sollen mehr pflanzliche, saisonale und möglichst regionale und ökologisch erzeugte Produkte auf die Speisepläne kommen und auch "so angeboten werden, dass junge Menschen sie gerne zu sich nehmen", wie es in der Strategie heißt. Die Qualitätsstandards und praktischen Tipps der DGE sollen in Schulen und Kitas bis 2030 verbindlich etabliert werden.

Quelle:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung