Gefährlicher Beruf: Treffen der Gerichtsvollzieher:innen in Neuss

Aktuelle Stunde 17.11.2023 UT Verfügbar bis 17.11.2025 WDR

Gerichtsvollzieher in NRW erhalten Schutzwesten und Pfefferspray

Stand: 17.11.2023, 20:22 Uhr

Nach langem Warten sollen in den nächsten Wochen die ersten Schutzwesten für Gerichtsvollzieher ausgeliefert werden. Sie bekommen auch Reizstoffsprühgeräte zur Selbstverteidigung.

Karin Rages ist Gerichtsvollzieherin in Dortmund. Sie hat - wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen - schon Erfahrungen mit gefährlichen Situationen gemacht. Einmal wurde sie von einer psychisch auffälligen Person angegriffen. "Also ich habe gesagt warum ich da bin. Und dann hat sie mir schon in die Haare gepackt. Hat meinen Kopf nach unten gezogen. Ins Gesicht geboxt, irgendwie ist mein kleiner Finger umgeknickt."

Lieferprobleme bei Schutzwesten

Weil nicht nur gefühlt Hass und Agression gegenüber Einsatzkräften steigen, sondern auch die Kriminalitätsstatistik mehr Angriffe belegt, hat die Landesregierung schon vor längerer Zeit Schutzwesten für die Gerichtsvollzieher bestellt. Der Hersteller hatte aber Lieferprobleme, weil die Bundeswehr zeitgleich über 300.000 Westen geordert hatte. Justizminister Limbach (CDU) hatte beim Landestreffen der NRW-Gerichtsvollzieher am Freitag die Info im Gepäck, dass noch in diesem Jahr die ersten Westen geliefert werden sollen.

Das Tragen bei Terminen ist freiwillig. Die Gerichtsvollzieher sind auch nicht verpflichtet, eine Weste zu bestellen. Die große Mehrheit, etwa 700 von 950 Beamten, wollten allerdings eine haben. Etwa 600 haben ein sogenanntes Reizstoffsprühgerät geordert, mit dem die Gerichtsvollzieher in Zukunft zusätzlich ausgestattet werden. Dabei handelt es sich um die gleichen Geräte, die die Polizei NRW nutzt. Vor dem ersten Sprühstoß muss ist eine Fortbildung zu absolvieren. In Zukunft wird der Umfang mit dem Spray auch Teil der Ausbildung von Gerichtsvollziehern sein.

Notruf per Knopfdruck

Seit einiger Zeit schon können die Gerichtsvollzieher kleine Alarmierungsgeräte mit sich führen. Damit können sie vor Terminen die Adresse programmieren und dann im Notfall per Knopfdruck ihren Standort an die Polizei schicken, die dadurch schneller helfen können soll. Selbst bei unerwarteten Gefahren, wenn man keine Adresse eingespeist hat, sendet das Gerät per GPS den Standort an die Polizei. Auch das Mitführen dieser Geräte ist aber freiwillig.

Als Karin Rages angegriffen wurde, hatte sie nach eigenen Angaben vorher bei der Polizei um Unterstützung gebeten. Die hat sie aber nicht bekommen, weil dafür kein Personal da war. Sie hatte damals Glück, dass der Vater der psychisch kranken Frau anwesend war und sie beruhigen konnte. Erst dadurch konnte Karin Rages sich aus ihrem Griff befreien, aus der Wohnung flüchten und die Polizei alarmieren, die die Frau festnahm.

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