Brennpunkt: Eskalation in Nahost

Brennpunkt 09.10.2023 16:52 Min. DGS Verfügbar bis 09.10.2025 Das Erste

Die wichtigsten Fakten über den Gazastreifen

Stand: 10.10.2023, 16:53 Uhr

Israels Armee greift nach den Terrorattacken der Hamas Ziele im Gazastreifen an. Was man über die palästinensische Enklave an den Grenzen zu Israel und Ägypten wissen sollte.

Israel hat nach den beispiellosen Terrorangriffen der militant-islamistischen Hamas den Gazastreifen vollständig abgeriegelt. Die Lieferung von Nahrung, Treibstoff und anderen Versorgungsgütern wurde gestoppt. Es wird befürchtet, dass die israelische Armee schon bald mit Bodentruppen in die palästinensische Enklave einmarschieren wird, um die Hamas in ihrem eigenen Einflussbereich zu bekämpfen.

Was ist der Gazastreifen und wie ist die Enklave entstanden? Wie sind die Lebensverhältnisse und politischen Machtstrukturen? Fragen und Antworten.

Wo liegt der Gazastreifen?

Das Palästinensergebiet Gazastreifen ist ein größtenteils von Israel umgebener Landstrich an der Mittelmeerküste, im Süden grenzt er an Ägypten. Das Küstengebiet ist 45 Kilometer lang und etwa sechs bis 14 Kilometer breit. Die Enklave ist von der Fläche etwas kleiner als das Bundesland Bremen. Politisch ist der Gazastreifen Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete, ebenso wie große Teile des Westjordanlands. Eine Landverbindung zwischen den verschiedenen palästinensischen Gebieten gibt es nicht. Neben dem Verwaltungszentrum Gaza-Stadt gibt es noch weitere Städte innerhalb des Gazastreifens: Chan Yunis, Dair al-Balah, Rafah, Bait Lahiya und Dschabaliya.

Wie setzt sich die Bevölkerung zusammen?

Heute leben im Gazastreifen rund zwei Millionen Palästinenser, mehr als die Hälfte davon sind Flüchtlinge. Schon jetzt ist der Landstrich eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Erde: Durchschnittlich 5.300 Menschen müssen sich einen Quadratkilometer Fläche teilen. Hilfsorganisationen zufolge lebt ein Großteil der Bewohner unter der Armutsgrenze und ist von Lebensmittelhilfen abhängig. Fast die Hälfte ist nach Angaben der örtlichen Statistikbehörde jünger als 18. Viele von ihnen kennen nur die beengten Verhältnisse des dicht besiedelten Gebiets, denn die Ein- und Ausreise wird seit der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas im Jahr 2007 streng kontrolliert.

Wie ist der historische Hintergrund?

Vierhundert Jahre lang war Gaza fast ununterbrochen Teil des Osmanischen Reiches. Im Ersten Weltkrieg übernahm Großbritannien die Kontrolle über das Gebiet und das restliche Palästina. Im Krieg um die israelische Unabhängigkeit 1948 übernahm Ägypten die Herrschaft über das Gebiet. Nach dem Krieg flüchtete ein Viertel der palästinensischen Bewohner aus den von Israel kontrollierten Gebieten in den Gazastreifen. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberte Israel den Gazastreifen. Erst im September 2005 beendete Israel die fast 40-jähriger Besatzung des Landstrichs und übergab die politische Kontrolle an die Palästinensische Autonomiebehörde.

Damals wurde das israelische Militär aus Gaza abgezogen und die jüdischen Siedlungen geräumt. Seitdem kontrolliert Israel den größten Teil der Außengrenzen der Enklave. Ausnahme ist die südliche Grenze, die von Ägypten überwacht wird.

Wer kontrolliert den Gazastreifen?

Seit 2007 wird der Gazastreifen von der radikalislamischen Hamas regiert, die von den USA und der EU als Terror-Organisation eingestuft wird. Die Organisation propagiert eine strikte Auslegung des Islam, lehnt das Existenzrecht Israels ab und verfügt über einen militanten Flügel, der regelmäßig Raketenangriffe, Entführungen und Selbstmordattentate auf israelische Ziele verübt. Im Gazastreifen ist die Hamas auch als karitative Organisation tätig, was ihr viele Sympathien aus der Zivilbevölkerung eingebracht hat.

Quellen:

  • Bundeszentrale für politische Bildung 
  • Stiftung Jugend und Bildung
  • Agenturen dpa und Reuters

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