Vor den Herbstferien: Reisende müssen an den Flughäfen lange Wartezeiten einplanen

Stand: 18.09.2022, 18:42 Uhr

Der Ansturm auf die Flughäfen ist ungebrochen. Bald beginnen die Herbstferien in NRW, viele wollen in den Urlaub fliegen. Und erneut müssen sich Reisende auf lange Warteschlangen einstellen.

Über mangelnde Buchungen können sich die Flughäfen in NRW nicht beklagen. In Kürze beginnen die Herbstferien. Chaotische Verhältnisse so wie in den Sommermonaten, als sich endlose Warteschlangen an den Check-In-Schaltern und an den Gepäckbändern bildeten und Passagiere ihre Geduld verloren, soll es möglichst nicht geben.

Doch schon jetzt, also noch vor den Herbstferien, gibt es lange Warteschlangen. Das dokumentiert Özay Tarim von der Gewerkschaft Verdi mit Videos, die er mit dem Smartphone aufgenommen hat. Der Grund für die Warteschlangen: Es mangelt nach wie vor an Personal. Sowohl bei den Sicherheitskontrollen als auch bei der Gepäckabfertigung.

Eurowings sieht eine Normalisierung der Abläufe an den NRW-Flughäfen

Die Fluggesellschaft Eurowings, die größte Airline an den Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn, spielt die Probleme rund um die Gepäckabfertigung herunter. Das Unternehmen teilt dem WDR mit: "Obwohl es branchenweit aufgrund der Überlastung der Luftverkehrs-Infrastruktur weiterhin zu Engpässen (...) kommt, sehen wir insbesondere an den NRW-Flughäfen eine fortschreitende Normalisierung der Abläufe."

Das Bild zeigt Reisende an Check-in-Schaltern im Flughafen.

Über solche Worte kann Gewerkschafter Tarim nur den Kopf schütteln. Auch darüber, dass der Staat seine hoheitliche Aufgabe, nämlich die Sicherheitskontrolle, an private Unternehmen abgegeben hat. Private Unternehmen erledigen die Aufgabe preisgünstiger, als wenn dies der Staat selbst machen würde. "Und da liegt das Problem", sagt Tarim. Wenn das Sicherheitsunternehmen gewinnorientiert sei, versuche es, mit einer möglichst knappen Personaldecke ein Maximum an Fluggästen zu bedienen. Oder das Unternehmen biete seinen Beschäftigten nur Zeitverträge an. Im Ergebnis leide die Qualität.

Noch keine Aushilfskräfte aus der Türkei im Einsatz

Aus Sicht von Heiko Teggatz von der Gewerkschaft der Bundespolizei ist das Vorhaben des Staates, Sicherheitskontrollen an private Unternehmen auszulagern, gescheitert. Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten der privaten Sicherheitsdienstleister seien "miserabel", sagt er dem WDR. Die Gewerkschaft fordert, eine halbstaatliche Sicherheitsgesellschaft zu gründen, in der "man das Personal übernehmen könnte von den Privaten, aber in die öffentliche Hand bringen". Der Staat könnte dann für bessere Arbeitsbedingungen sorgen und so letztendlich auch das Chaos mindern.

Mindern sollten das Chaos auch Aushilfskräfte aus der Türkei. Bis zu 2000 sollten kommen. In NRW sucht man sie bislang jedoch vergeblich. Auch der Flughafen Frankfurt teilte kürzlich mit: der Plan sei gefloppt. Deutschlandweit sind wohl kaum mehr als 60 gekommen. All das zeigt: Auch kurz vor den Herbstferien ist das eigentliche Struktur-Problem noch ungelöst. Flugreisende müssen also wieder starke Nerven mitbringen.

Über dieses Thema berichtete am 18.09.2022 auch die "Aktuelle Stunde".

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