Die Europäische Zentralbank (EZB)

Was der gesunkene Leitzins für Verbraucher bedeutet

Stand: 13.09.2024, 20:36 Uhr

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins gesenkt. Was das für Sparer, Anleger und Häuslebauer bedeutet.

Ganz gleich ob man Geld investieren will oder einen Kredit braucht: Entscheidend sind die Zinsen, die man bekommt, oder zu welchen Konditionen man der Bank ein Darlehen zurückzahlen muss. Genau diese Zinsen hängen vom Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) ab - und dieser wurde gerade um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gesenkt.

Was bedeutet die Zinssenkung für Kreditnehmer?

Zusammen mit dem Leitzins wurde auch der Hauptrefinanzierungssatz um 0,6 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent gesenkt. Das ist für vor allem für Menschen, die einen Kredit oder ein Darlehen brauchen, eine gute Nachricht. Denn er legt fest, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können. Wenn sie weniger Zinsen zahlen müssen, nehmen sie auch weniger Zinsen von Kunden, die sich bei ihnen Geld leihen.

"Allerdings macht das im Fall von 0,25 Prozentpunkten keinen großen Unterschied", sagt Ulrich Ueckerseifer aus der WDR-Wirtschaftsredaktion. Dazu komme, dass viele Banken die Zinsen bereits gesenkt hatten, bevor die EZB den Leitzins reduzierte. "Es deutet aber alles daraufhin, dass die EZB in den kommenden Monaten den Leitzins weiter senken wird", sagt Ueckerseifer.

Grafik

Effekt sinkender Zinsen von 3,75 auf 3,5 Prozent bei einem Darlehen von 300.000 Euro mit einer Laufzeit von 21 Jahren

Was bedeutet der niedrigere Leitzins für Sparer?

Für alle, die ihr Geld auf einem Sparbuch, Festgeldkonto oder ähnlichem auf der Bank liegen haben, ist die Senkung des Leitzinses eine weniger gute Nachricht. Denn auch hier reduzieren sich infolge der EZB-Entscheidung die Zinsen, die die Bank an die Sparer weitergibt.

Porträt von Ulrich Ueckerseifer, WDR-Wirtschaftsredakteur

WDR-Wirtschaftsredakteur Ulrich Ueckerseifer

"Gerade bei Zinssenkungen sind Banken sehr schnell darin, die geringeren Sätze an die Kunden weiterzugeben", sagt Ueckerseifer. Viele reduzierten auch hier die Zinssätze bereits vor der EZB, sobald sich eine Entscheidung abzeichne. "Ob man einen besseren oder schlechteren Zinssatz bekommt, ist aber meist eher von der Bank abhängig, bei der man Kunde ist", sagt Ulrich Ueckerseifer. "Unabhängig vom aktuellen Leitzins."

Was bedeutet die Zinssenkung für Menschen, die in Aktien investieren?

Eine Möglichkeit, sich von den Zinsen der Banken unabhängig zu machen, ist, sein Geld in Aktien anzulegen. "Wie sich die Senkung des Leitzinses auf den Aktienmarkt auswirkt, ist aber schwer vorherzusagen", sagt Ueckerseifer. Natürlich könnten die geringeren Zinsen, die die Banken geben, dazu führen, dass jetzt mehr Menschen in Aktien, Fonds und ETFs anlegten und dadurch der Markt belebt werde.

"Das wäre aber eine Milchmädchenrechnung", sagt Ueckerseifer, "denn der Aktienmarkt hängt auch von so vielen anderen Faktoren ab, dass das nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Kurse steigen."

Warum die Börse fallende Zinsen herbeisehnt

WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin - aktuell 12.09.2024 03:40 Min. Verfügbar bis 12.09.2025 WDR 5


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Wieso wurde der Leitzins gesenkt?

Das wichtigste Anliegen der Europäischen Notenbank ist die Preisstabilität. Alle sechs Wochen berät sie darüber, was zu tun ist, um die Inflation auf dem Niveau von zwei Prozent zu halten oder dahin zurückzubringen. "Und da die Inflation aktuell bei etwa 1,9 Prozent liegt, war der Schritt naheliegend", sagt Ueckerseifer.

Es ist die zweite Zinssenkung der Notenbanker in diesem Jahr. Der erste Zinsschritt war im Juni erfolgt, im Juli hielten sie die Zinsen konstant. Zuvor hatte die EZB die Leitzinsen bis Oktober 2023 als Reaktion auf die hohe Inflation schrittweise erhöht.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa,
  • Interview mit Ulrich Ueckerseifer, WDR-Wirtschaftsredaktion

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