Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Ein Flugzeug von Eurowings steht am Flughafen in Düsseldorf am Boden.

Nach Streik bei Eurowings: Verhandlungen sollen weitergehen

Stand: 19.10.2022, 16:48 Uhr

Seit Montag streiken die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings. Jetzt sollen die Verhandlungen wieder fortgesetzt werden. Das erklärten die Fluggesellschaft und die Gewerkschaft Cockpit (VC) in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Eurowings und die Vereinigung Cockpit kehren an den Verhandlungstisch zurück. Dabei geht es weiter um einen Manteltarifvertrag für die Pilotinnen und Piloten der Airline. Nach Angaben des Unternehmens soll der Flugbetrieb bei Eurowings nach Ende des dritten Streiktags in Folge ab Donnerstag (20.10.) wieder planmäßig laufen.

Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte zu den Streiks aufgerufen. Sie fordert eine Reduzierung der Arbeitsbelastung. Auch am dritten und vorerst letzten Streiktag blieben zahlreiche Flieger am Boden.

Die Airline könne die Eskalation mit einem neuen Angebot jederzeit beenden, sagte ein VC-Sprecher. Doch die bislang vorgelegten Entgegenkommen reichen der Gewerkschaft nicht aus.

Mehr als 20.000 Passagiere betroffen

Aufgrund des Streiks musste Eurowings Deutschland täglich rund die Hälfte der etwa 500 Flüge streichen, was mehr als 20.000 Passagiere betraf. Allein am Düsseldorfer Flughafen fielen am Dienstag 84 von 160 Flügen aus, wie der Airport mitteilte. Am Mittwoch wurden demnach noch mehr Flüge gestrichen, und zwar 100 Starts und Landungen von 160. Bereits am Montag waren fast die Hälfte der 488 geplanten Flüge ausgefallen.

Am Flughafen Köln/Bonn wurden am Dienstag 35 von 63 ursprünglich geplanten Flügen storniert. Hier waren es am Tag zuvor 43 der insgesamt 76 geplanten Flüge gewesen.

Eurowings legt Wachstumspläne auf Eis

Eurowings hat mittlerweile bekanntgegeben, die Wachstumspläne für den Flugbetrieb auf Eis zu legen. Als Grund wurden "massive Streikschäden" genannt. Konkret wird darauf verzichtet, die Flottenstärke bei Eurowings Deutschland im kommenden Jahr auf 81 Flugzeuge zu erhöhen.

Damit wird die Airline auch den Aufbau von mindestens 200 weiteren Stellen in Cockpit und Kabine stoppen. Piloten, die derzeit in der Ausbildung sind, erhalten laut Eurowings nur befristete Verträge. Da sich der Bedarf reduziere, würden zudem alle Beförderungen zum Kapitän gestoppt.

Warnung vor finanziellen Folgen

In einem offenen Brief an die Belegschaft hatte die Eurowings-Chefetage am Montag vor den finanziellen Folgen des Streiks gewarnt, der pro Tag einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag koste. Das Management drohte damit, das vorgelegte Angebot zurückzunehmen, sollte der Streik weitergehen.

Mehr als die Hälfte des geplanten Flugprogramms kann Eurowings allerdings durchführen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Maschinen der österreichischen Tochter Eurowings Europe nicht vom Arbeitskampf betroffen sind. Eurowings Europe fliegt unter anderem am Flughafen Münster-Osnabrück.

Auch die Airline Eurowings Discover, die von Frankfurt und München aus operiert, ist nicht vom aktuellen Streikaufruf der VC betroffen. Außerdem setze die Lufthansa-Tochter Flugzeuge von Partnergesellschaften ein, die auch sonst einen Teil der Flüge durchführen.

Tarifverhandlungen erneut gescheitert

 Blick auf die Anzeigetafel mit annullierten Flügen von Eurowings am Flughafen Köln/Bonn

Blick auf die Anzeigetafel mit annullierten Flügen von Eurowings am Flughafen Köln/Bonn

Zur Begründung für den Streik heißt es bei Cockpit, die Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag seien erneut gescheitert. Der Gewerkschaft geht es um eine Reduzierung der Arbeitsbelastung der Beschäftigten im Cockpit: Die maximalen Flugdienstzeiten müssten begrenzt und Ruhezeiten verlängert werden.

Eurowings lobt Angebot - Gewerkschaft spricht von "Augenwischerei"

Das jüngste Angebot der Eurowings-Geschäftsführung bezeichnet die Gewerkschaft Cockpit als unzureichend und nicht verhandlungsfähig. Kai Duve, Personal-Geschäftsführer der Airline, bezeichnete das Angebot hingegen als "in der Branche einzigartiges Entlastungspaket", bei dem Eurowings an "eine Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren gegangen" sei.

Bereits der zweite Streik im Oktober

Schon am 6. Oktober hatten die Piloten bei Eurowings gestreikt. Rund die Hälfte der geplanten Flüge fielen aus. Zehntausende Passagiere mussten auf andere Flüge oder die Bahn ausweichen - oder ihre Reise verschieben. Den erneuten Pilotenstreik hält die Hälfte der Deutschen laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov nicht für gerechtfertigt.

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