Eine Flutkatastrophe steht bevor, ein großflächiger Stromausfall ist eingetreten oder eine Cyberattacke trifft weite Teile des Landes. Gut, wenn in solchen und anderen Krisensituationen Deutschlands Alarmsysteme funktionieren. Genau das wurde am 8. Dezember, dem zweiten bundesweiten Warntag, geprobt. Bund und Länder lösten ab 11 Uhr 45 Minuten lang testweise ihre Kastastrophenwarnsysteme aus. Auch Kommunen beteiligten sich.
Warum überhaupt ein Warntag?
Bei dem Warntag geht es um zwei Dinge:
- Zum einen sollen die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme geprüft und technische Abläufe einem Test unterzogen werden.
- Zum anderen ist es eine Übung, um Menschen zu sensibilisieren und sie mit dem Ablauf vertraut zu machen, wenn die Behörden Alarm schlagen.
Wie wichtig Alarmsysteme sind, wurde zuletzt durch die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW im Juli 2021 deutlich, bei der Menschen nicht rechtzeitig über die drohende Gefahr informiert wurden. Danach kam eine breite Debatte auf, wie das verbessert werden könnte.
Wie genau läuft der zweite bundesweite Warntag ab?
Deutschlandweit wurde am Donnerstag ein Katastrophen-Szenario geübt, bei dem es ab 11 Uhr ausgesprochen laut wurde. Noch vorhandene oder neu installierte Sirenen heulten auf, Lautsprecherwagen fuhren in einigen Kommunen durch die Straßen. In der Bahn sowie im Radio und im Fernsehen gab es Durchsagen. Auf Medienseiten im Internet wurde der Warnhinweis eingespielt. Er erschien auch auf digitalen Anzeigetafeln etwa in Innenstädten oder an Bahnhöfen.
Warnung via Cell Broadcast
Über Warn-Apps wurde die Meldung ebenfalls verbreitet. Zudem erfolgte bundesweit eine Testwarnmeldung der höchsten Warnstufe via Cell Broadcast auf Handys - der erste Test für die Warnung per Cell Broadcast.Wie genau das funktioniert, haben wir hier erklärt:
Wie läuft die Testwarnmeldung via Cell Broadcast ab?
Die Behörden schickten in Zusammenarbeit mit den Mobilfunkanbietern eine Meldung mit der jeweiligen Warnung ans Handy, das in einer Mobilfunkzelle eingebucht ist und Cell-Broadcast-Nachrichten empfangen kann - und zwar ähnlich wie eine SMS.
- Der Inhalt des Textes: "Do 08.12.2022 – 11 Uhr – Probewarnung – für Deutschland – Es besteht keine Gefahr."
Die Infos ploppten als Pop-Up auf dem Display auf und lösten einen Alarm aus. Das war selbst dann der Fall, wenn das Handy stumm geschaltet war. Der Inhalt der Meldung war bewusst kurz gehalten, denn: Zunächst sollten via Cell Broadcast so viele Menschen wie möglich die Info bekommen, dass am Warntag keine Gefahr besteht. Das ist im Ernstfall natürlich anders.
Womit punktet Cell Broadcast?
Das neue System hat gegenüber Warn-Apps auf Smartphones eine Reihe von Vorteilen:
- Der Empfang der Meldung erfolgt automatisch, es muss keine Anwendung installiert sein.
- Die Informationsweiterleitung gilt als sehr datensparsam und zuverlässig.
- Die Meldung geht selbst dann noch an Handys, wenn das Mobilfunksystem ansonsten überlastet ist.
Ende Februar 2023 soll Cell Broadcast in Betrieb gehen und die bisherigen Warnmittel ergänzen.
Hat Cell Broadcast auch Schwachstellen?
Ja. Beispielsweise ist es auf älteren Mobiltelefonmodellen nicht immer verfügbar. Empfangsfähig sind ausschließlich Geräte mit einer entsprechenden technischen Konfiguration seitens des Herstellers und einem geeigneten Betriebssystem auf aktuellem Stand. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät weiterhin auch zu Warn-Apps.
Außerdem sollten Besitzer von Iphones oder Android-Geräten noch einmal überprüfen, ob Cell-Broadcast-Nachrichten überhaupt aktiviert sind. Das funktioniert über die Einstellungs-Menüs.
Genau nachlesen können Sie das hier:
Welche Warn-Apps gibt es denn sonst noch?
Beispielsweise NINA – das ist die offizielle Warn-App des Bundes. Oder KATWARN, eine Anwendung des Fraunhofer-Instituts. Zudem gibt es etwa WarnWetter, herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Die Anwendungen können Sie bequem und kostenlos über den App-Store (Apple) oder Google Play (Android) herunterladen.
Wie lief es am ersten bundesweiten Warntag am 10. September 2021?
Nicht so optimal. Unter anderem kam die Meldung der Warn-Apps NINA und KATWARN erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es tatsächlich ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürger nichts mitbekommen. Das Bundesinnenministerium hatte den Probealarm deshalb damals als "fehlgeschlagen" bezeichnet.
Ein ursprünglich für September 2021 geplanter Warntag war abgesagt worden. Zur Begründung hieß es damals, das BBK baue erst noch eine "umfassende Testlandschaft" auf. Inzwischen steht sie. Am Donnerstag wird sich beim bundesweiten Warntag zeigen, ob Deutschland gewappnet ist für ein Katastrophenszenario.