Feuerwehrfahrzeuge vor einem Wohnblock

Brandschutzmängel in achtstöckigem Haus in Aachen

Stand: 05.08.2022, 16:08 Uhr

Rund 100 Mieter eines großen Wohnhauses in Aachen leben seit Tagen in Angst, dass sie ihre Wohnungen wegen Brandschutzmängel verlassen müssen. Wann der Schwebezustand enden wird, ist unklar.

Seit Dienstag stehen Feuerwehrfahrzeuge vor dem achtstöckigen Wohnhaus aus den fünfziger Jahren, liegen Wasserschläuche provisorisch ausgerollt auf der Erde, passen Feuerwehrkräfte auf. Mit der Brandwache will die Stadt Aachen sicherstellen, dass die Feuerwehr im Fall des Falles schnellstmöglich eingreifen kann.

Evakuierung notwendig?

Bei einer Kontrolle waren an die zehn Brandschutzmängel festgestellt worden, darunter solch gravierende, dass die Frage der Evakuierung nun im Raum steht. Ob eine Brandwache als Sicherheit ausreicht, ist unklar und muss noch entschieden werden. Stadt und Hauseigentümergesellschaft sind in intensiven Verhandlungen.

Rettungswege das Problem

Bereits behoben sind kleinere Mängel: Brandmelder installiert, Keller leergeräumt, klemmende Türen gängig gemacht oder einen Baum in der Feuerwehrzufahrt zurückgeschnitten. Eine in der Zufahrt errichtete Gitterbox für Müllcontainer soll in Kürze verschwinden. Schwerwiegende Probleme sehen die Brandexperten allerdings bei den Rettungswegen. Sowohl für das Treppenhaus ("erster Rettungsweg") als auch für eine Fluchthilfe von außen über Feuerwehr-Leitern, die an die Hauswand angelehnt werden ("zweiter Rettungsweg").

Feuerwehrfahrzeuge vor einem Wohnblock

Glasbausteine aus den fünfziger Jahren

Beim "Anleitern" an die Fassaden, so der Feuerwehr-Jargon, stört noch ein Gerüst, das wegen Arbeiten an den Balkonen aufgestellt worden war und stehen blieb. Die Demontage ist schon angeordnet. Im Treppenhaus ist das Problem allerdings wortwörtlich "verbaut". Es sind die vielen Glasbausteine in den Wänden. In den fünfziger Jahren eine willkommende Dekoration, doch heute entsprechen sie nicht mehr den Feuerschutz-Vorschriften. Glas hält der Hitze nicht lange genug Stand, sagt man jetzt.

Brandwache ausreichend oder Alternativen?

Klar ist, dass die Glasbausteine nicht so schnell beseitigt werden können wie eine Gitterbox oder ein Gerüst. Das wird dauern. Reicht eine Brandwache als Sicherheit für diese Zeit aus, und wie lange müsste sie vor dem Haus stehen? Oder gibt es Alternativen? Zu diesen Details hat sich die Stadt nicht geäußert. Sie prüfe mit Blick auf den Brandschutz aber, "mit welchen Sofortmaßnahmen die Nutzung des Wohngebäudes aufrecht erhalten werden kann", heißt es in einer Mitteilung. Unausgesprochen: Die Brandwache gehöre dazu.

Hoffnung auf rasche Klärung

"Immobilien haben Bestandsschutz", weiß Niclas Wallraffen von der Hauseigentümergesellschaft aus Mannheim. Und ergänzt: "Aber nicht beim Brandschutz". Sprich: Das Baujahr schützt nicht automatisch vor neuen Erkenntnissen und Vorschriften. Die Firma werde deshalb alle nötigen Brandschutzmaßnahmen mittragen. Das meiste sei schon erledigt oder in Arbeit. "Auch uns ist an schneller Klärung gelegen, und da sind wir guter Hoffnung", so Wallraffen.

Wann man sich mit der Stadt einigt, mag er aber nicht abschätzen. Anfang nächster Woche soll es einen weiteren Gesprächstermin geben. Vielleicht wird dann entschieden, wie der Schwebezustand zwischen Evakuierung und Brandschutz für die Mieter beendet werden kann.