Amokfahrt in Berlin: Staatsanwaltschaft will Unterbringung in Psychiatrie beantragen

Stand: 09.06.2022, 15:21 Uhr

Nach der Amokfahrt in Berlin will die Staatsanwaltschaft die Unterbringung des Fahrers in einer psychiatrischen Anstalt beantragen. Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass der 29-Jährige an Schizophrenie leide.

Nach der Amokfahrt in Berlin will die Staatsanwaltschaft die Unterbringung des Fahrers in einer psychiatrischen Anstalt beantragen. Das teilte ein Sprecher am Donnerstag mit. Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass der festgenommene 29-Jährige an einer paranoiden Schizophrenie leide.

Der Beschuldigte habe seine Ärzte von der Schweigepflicht entbunden. Es gebe keine Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund. "Aber auch ein Unfall wird sich vor diesem Hintergrund ausschließen lassen", so der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft geht bei der Todesfahrt von einer vorsätzlichen Tat aus.

Schulklasse bei Todesfahrt erfasst

In der Nähe der Berliner Gedächtniskirche war der Autofahrer am Mittwoch in eine Menschenmenge auf einem Bürgersteig gefahren und hatte dabei eine Schulklasse aus dem hessischen Bad Arolsen erfasst. Eine Lehrerin wurde getötet. Sechs Menschen erlitten nach Feuerwehrangaben lebensgefährliche Verletzungen. Hinzu kamen drei Schwerverletzte und mehrere Leichtverletzte.

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"Die grausame Amoktat an der Tauentzienstraße macht mich tief betroffen", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Abend bei Twitter. "Die Reise einer hessischen Schulklasse nach Berlin endet im Alptraum."

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, zu dessen Bistum die betroffene Schule gehört, äußerte sich bestürzt: "Die jungen Menschen, die von dem Fahrzeug erfasst wurden, stammen aus dem Erzbistum Paderborn. Meine Gedanken sind bei den Betroffenen und ihren Angehörigen, insbesondere bei der Familie des Todesopfers." In einem Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gedachten Berliner am Abend der Opfer des Vorfalls.

Plakate in Wagen des Täters gefunden

Eine Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) ermittelte am Donnerstag weiter zum genauen Ablauf der Tat. Unter Umständen soll sie wegen der vielen Opfer, Zeugen und sonstigen Hintergründe personell aufgestockt werden.

Der Fahrer war nach dpa-Informationen mit einem Auto unterwegs, das seiner älteren Schwester gehört. Er soll der Polizei bereits wegen mehrerer Delikte bekannt gewesen sein.

Die Polizei fand in dem Wagen neben Schriftstücken auch Plakate mit Aufschriften. "Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht", sagte Innensenatorin Spranger Spranger sprach von "Plakaten", auf denen Äußerungen zur Türkei stehen würden.

Die genaue Motivation des Fahrers müsse untersucht werden. Die im Auto gefundenen Plakate mit Äußerungen zur Türkei stünden "inhaltlich nicht im Zusammenhang mit der Tat", sagte ein Polzeisprecher. Unklar war auch, wem die Plakate gehören.

Unglücksort nahe dem Ort des Anschlags von 2016

Der Vorfall ereignete sich gegen 10.30 Uhr im Berliner Stadtteil Charlottenburg in der Nähe des Kurfürstendamms. Das sagte ein Feuerwehrsprecher dem rbb. Die Ecke Rankestraße/Tauentzienstraße, an der sich der Vorfall ereignete, liegt unweit des Anschlagorts vom 19. Dezember 2016 mit einem Lkw auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.

Über dieses Thema berichten wir am 08.06.22 in den unseren Hörfunk-Nachrichten sowie im Fernsehen um 12.45 Uhr, 16 Uhr, 18 Uhr, 18.45 Uhr und 21.45 Uhr.