Wagenkolonne mit John F. Kennedy am Tag des Anschlags (22.11.1963) in Dallas

Kennedy, Clinton, Obama: Attentat auf Trump war nicht das erste auf US-Politiker

Stand: 14.07.2024, 15:37 Uhr

Ex-US-Präsident Donald Trump ist bei einer Wahlkampfveranstaltung durch Schüsse verletzt worden. Es ist nicht das erste Attentat auf Spitzenpolitiker in den USA. Vier Präsidenten wurden sogar ermordet.

Von Benedikt Schulz

Der 22. November 1963 war ein Schock für die ganze Welt. John F. Kennedy, seit Januar 1961 der 35. Präsident der USA, wurde bei einer Wahlkampfparade in Dallas von zwei Gewehrschüssen tödlich verletzt.

Der Kennedy-Mord wirkt bis heute nach. Es kursieren zahlreiche Verschwörungserzählungen. So glauben bis heute rund zwei Drittel der US-Bürgerinnen und -Bürger, dass der mutmaßliche Mörder Lee Harvey Oswald nicht alleine gehandelt hat. Auch die These, Kennedys Vize-Präsident und Nachfolger im Amt Lyndon B. Johnson stecke hinter dem Attentat, hält sich weiterhin. Beweise oder auch nur Indizien dafür gibt es nicht.

Tief gespaltene Gesellschaft

Vor allem der Mord an Kennedy hat sich tief in das Gedächtnis der US-amerikanischen Gesellschaft eingegraben. Der Historiker Stephen Fagin aus Dallas zieht eine Linie vom Kennedy-Attentat zu den USA der Gegenwart: Es gebe einen "festen Glauben vieler, dass es einen 'deep state' gibt, eine geheime Regierung, die im Hintergrund die Dinge kontrolliert." Schon zu Lebzeiten Kennedys habe es eine tiefe politische Spaltung im Land gegeben.

Auf der anderen Seite führte der Mord an Kennedy auch dazu, dass ein Gesetz, das auch unter Demokraten umstritten war, schnell verabschiedet werden konnte, der Civil Rights Act, ein Bürgerrechtsgesetz, das Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Religion und Geschlecht verbietet.

Tödliche Attentate und gescheiterte Anschläge auf US-Präsidenten

Von Katja Goebel

Auf amerikanische Präsidenten hat es immer wieder Attentate gegeben. Vier der Politiker überlebten die Anschläge nicht, andere blieben unverletzt. Ein Rückblick in Bildern.

Attentat auf US-Präsident Abraham Lincoln

Abraham Lincoln: Am 14. April 1865 sitzt der amerikanische Präsident Abraham Lincoln in der Loge eines Theaters in der US-Hauptstadt Washington und verfolgt eine Komödie. Dann stürmt der 26-jährige Schauspieler John Wilkes Booth in die Loge, verbarrikadiert sie von innen und schießt Lincoln aus nächster Nähe in den Kopf. Noch in der Nacht erliegt der 57-Jährige seinen schweren Verletzungen.

Abraham Lincoln: Am 14. April 1865 sitzt der amerikanische Präsident Abraham Lincoln in der Loge eines Theaters in der US-Hauptstadt Washington und verfolgt eine Komödie. Dann stürmt der 26-jährige Schauspieler John Wilkes Booth in die Loge, verbarrikadiert sie von innen und schießt Lincoln aus nächster Nähe in den Kopf. Noch in der Nacht erliegt der 57-Jährige seinen schweren Verletzungen.

James A. Garfield: Am 2. Juli 1881 wird der US-Präsident von Charles Julius Guiteau auf offener Straße erschossen. Guiteau hatte sich im Wahlkampf für Garfield engagiert und sich nach dessen Sieg Unterstützung vom Präsidenten erhofft. Er verschickt mehrere Briefe an ihn in der Hoffnung, ein Amt als Konsul antreten zu können. Die Briefe bleiben unbeantwortet. Gekränkt greift er zur Waffe.

William McKinley: Am 6. September 1901 besucht der US-Präsident eine Ausstellung im Staat New York. Bürger bilden eine lange Schlange, um dem Staatsoberhaupt die Hand zu schütteln. Einer von ihnen ist der 28-jährige Leon Czolgosz: Er hat einen Revolver in ein Taschentuch gewickelt und fällt an dem heißen Tag keinem auf. Zwei Schüsse treffen den Präsidenten. Am 14. September erliegt er seinen Verletzungen.

Theodore Roosevelt: 1912 wird der Präsident vor einer Wahlkampfrede von dem Barkeeper John Schrank angeschossen. Die Kugel verfehlt sein Herz und wird durch ein Brillenetui und ein gefaltetes Manuskript abgedämpft. Der Politiker hält an dem Tag trotzdem seine Rede.

John F. Kennedy: Texas, 22. November 1963. Bei einer Wahlkampfparade sitzen John F. Kennedy und seine Frau in einem offenen Wagen und fahren durch eine begeisterte Menschenmenge.

Plötzlich sackt Kennedy am Kopf getroffen im Sitz seines offenen Lincoln X-100 zusammen. Ein Amateurfilmer hält fest, wie die First Lady Jackie Kennedy im pinkfarbenen Kostüm über das Heck der schwarzen Limousine klettert und sich schützend über ihren Mann wirft. Das Bild geht um die Welt.

Als Tatverdächtigen verhaftet die Polizei kurz darauf den 24-jährigen Lee Harvey Oswald. Das Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy bewegt auch Jahrzehnte später noch wie kein anderes und ist Vorlage für Filme und Dokumentationen.

Gerald Ford: Nur knapp entgeht der amerikanische Präsident Gerald Ford im September 1975 gleich zwei Attentaten. Am 5. September schießt eine Frau in Kalifornien auf Ford. Sie verfehlt ihr Ziel und wird überwältigt.

Am 24. September feuert Sarah Moore aus nur 13 Metern Entfernung auf den Präsidenten. Wieder bleibt er unverletzt. Beide Täterinnen werden verhaftet und zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt. 

Ronald Reagan: Am 30. März 1981 verlässt der US-Präsident gerade ein Hotel in Washington, als ihn eine Kugel trifft. Reagan kann bereits zwölf Tage nach dem versuchten Attentat ins Weiße Haus zurückkehren.

Der Schütze wird überwältigt. Es ist der 25-jährige John Hinckley. Nachdem ein Gericht ihn für unzurechnungsfähig erklärt hat, wird er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der Attentäter wird erst als 61-Jähriger entlassen.

George W. Bush: Im Mai 2005 fliegt bei einem Auftritt des US-Präsidenten in Georgien eine Handgranate in die Menge. Laut US-Bundespolizei FBI detonierte sie nicht, weil sie angerostet war.

Barack Obama: Am 11. November 2011 schießt Ortega-Hernandez mehrmals auf das Weiße Haus. Er hofft den Präsidenten zu treffen. Der ist jedoch zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause.

Donald Trump: Am 14. Juli 2024 wird der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber und ehemalige Präsident während einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania angeschossen. Die Kugel streift sein Ohr. Noch blutend reckt Trump die Faust, bevor Sicherheitskräfte ihn schützend von der Bühne bringen. Der mutmaßliche Schütze wird getötet.

1865: Abraham Lincoln wird ermordet

Kennedy war nicht der erste US-Präsident, der einem Attentat zum Opfer fiel. Das war im April 1865 Abraham Lincoln. 1881 und 1901 wurden auch die heute außerhalb der USA nur noch wenig bekannten Präsidenten James A. Garfield und William McKinley ermordet.

Abraham Lincolns Tod aber war für die US-amerikanische Gesellschaft ein ähnlicher Schock wie knapp hundert Jahre später der Mord an Kennedy. Wochenlang fuhr ein Sonderzug mit dem Sarg des getöteten Präsidenten durch zahlreiche bedeutende Städte des Landes. Und ähnlich wie zu Kennedys Zeiten waren auch die USA der 1860er Jahre ein tief gespaltenes Land.

Robert Kennedy wollte das Land einen

In den 1960er Jahren wiederum fielen in kurzem Abstand drei weitere bedeutende politische Persönlichkeiten in den USA Mordanschlägen zum Opfer: Erst die beiden schwarzen Bürgerrechtler Malcolm X und Martin Luther King und dann der demokratische Präsidentschaftsanwärter Robert Kennedy - knapp fünf Jahre nach seinem Bruder John F. Kennedy.

Robert Kennedy nachdem er bei einem Attentat schwer verletzt wurde

Robert Kennedy, nachdem er beim Attentat schwer verletzt wurde

In Wahlkampfreden sprach Bobby, wie Robert Kennedy oft genannt wurde, davon, ein gespaltenes Land zu einen. Nach seinem Tod nominierten die Demokraten Hubert Humphrey als Kandidaten, der jedoch verlor in der Wahl 1968 gegen den Republikaner Richard Nixon.

Zahlreiche Attentate blieben folgenlos

John F. Kennedy war der letzte von insgesamt vier US-Präsidenten, der ermordet wurde. Jedoch gab es zahlreiche versuchte Morde. Immer wieder schossen zum Beispiel Attentäter auf das Weiße Haus, in der Hoffnung, den jeweils amtierenden Präsidenten zu treffen - etwa im Oktober 1994 Bill Clinton oder im November 2011 Barack Obama.

Im März 1981, nur wenige Wochen nach seiner Vereidigung, wurde der damalige Präsident Ronald Reagan von einem Attentäter durch einen Pistolenschuss schwer verletzt, überlebte jedoch. Sein Status als Präsident, der ein Attentat überlebte, half ihm dabei, seine bis heute umstrittene Wirtschaftsagenda, die sogenannten Reaganomics, durchzusetzen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Archiv, Stichtage
  • Munzinger-Archiv
  • Wikipedia
  • CNN und weitere US-amerikanische Medien

Über dieses Thema berichtet der WDR am 14.07.2024 auch im Fernsehen, in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.