Laschet zu #allesdichtmachen und Liefers: "Man darf das sagen"

Stand: 24.04.2021, 18:37 Uhr

Die Protestaktion #allesdichtmachen hallt noch immer nach. Schauspieler Jan Josef Liefers wird nicht müde, sich der Kritik zu stellen und bekommt Rückendeckung - von Armin Laschet.

Müde sieht Schauspieler Jan Josef Liefers aus, als er am späten Freitagabend in der radiobremen-Talkshow "3nach9" zugeschaltet wird. Noch einmal muss Liefers erzählen, was er und seine Kollegen sich dabei gedacht haben, sich öffentlich und kritisch in kleinen Videos mit den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung auseinanderzusetzen.

Für die ironisch gemeinten Kurzbeiträge von 50 Schauspielern hatte es viel Kritik, aber auch Applaus von rechts gegeben. Einige Kollegen hatten daraufhin ihre Videos wieder zurückgezogen.

Schauspieler Liefers: "Offen für Kritik"

Er habe gewusst, dass es Gegenwind geben wird, sagte Liefers. "Für Kritik bin ich offen." Vielleicht sei Ironie ein ungeeignetes Mittel, aber auf gar keinen Fall dazu da, rechte Wirrköpfe zu unterstützen. "Das war ein verrückter Tag." So reinzurasseln in Rechtfertigungssituationen sei er nicht gewohnt, aber er stehe dazu. Und dann wandte sich der Schauspieler direkt an den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, der zufällig auch in der Gästerunde der Talkshow saß: "Mir fehlt Transparenz." Die Politik, so seine Kritik, habe nicht jeden so im Blick, der unter Corona leidet. "Es gibt nicht nur auf der Seite der Erkrankten Trauer und Leid."

Ministerpräsident Laschet: "Meinung von Künstlern wichtig"

Laschet gab sich daraufhin verständnisvoll: "Man darf diese Meinung vertreten, man muss sie nicht teilen." Es sei aber ganz schlimm, immer gleich zu sagen, "das ist rechts". "Von diesen 50 ist keiner AfD, ist keiner rechts. Die haben eine andere Meinung als die Mehrheit."

Dass ein früherer NRW-Minister nun sage, die müssten aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen raus, sei eine "unglaubliche Aussage". Gerade jetzt sei die Minderheitsmeinung von Künstlern und Intellektuellen wichtig. Auch wenn er sie nicht teile.

Ärztin Federle: "Deprimierende Debatte"

Auch andere in der Runde machten deutlich, wie sie über diese Art der Debattenkultur denken. So sagte die Ärztin Lisa Federle aus Tübingen, die Liefers auch persönlich kennt, es sei deprimierend, wie schnell man in aufgeheizter Situation in eine Ecke gedrängt werde und wie aggressiv die Sozialen Medien reagierten. Die Protestaktion hatte einen Shitstorm im Netz ausgelöst.

Autor Fitzek: "Zerrissen wie Romanfigur"

Und auch dem Autor Sebastian Fitzek kam das Phänomen bekannt vor: Er sei innerlich zerrissen wie eine seiner Romanfiguren - zwischen Leuten, die gestorben sind, und Freunden am Existenzminimum. Jetzt müssten Jan Josef Liefers und Politiker dafür herhalten. Viele wüssten einfach nicht, wohin mit ihren Emotionen.

Künstler: "Wir sind bei all jenen, die zwischen die Fronten geraten sind"

Die Künstler und Künstlerinnen haben am Samstag auf der Seite ein Statement veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem: "Wir sind bei all jenen, die zwischen die Fronten geraten sind. Den Verängstigten, den Verunsicherten und Eingeschüchterten und jenen, die verstummt sind. Uns geht es darum, endlich offen, respektvoll und auf Augenhöhe miteinander zu reden."