Instagram will Filter einsetzten um Minderjährige zu schützen

01:43 Min. Verfügbar bis 12.04.2026

Instagram will Nacktbilder für Minderjährige verbergen

Stand: 12.04.2024, 15:33 Uhr

Instagram hat angekündigt, bei Minderjährigen schon bald Nacktbilder im Posteingang zu verstecken. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erläutert die Hintergründe der geplanten Schutzfunktion.

Zwei Apps sind bei Jugendlichen besonders populär: Instagram und TikTok. Beide Apps werden häufig missbraucht, um junge Menschen mit echten oder gefälschten Nacktbildern zu erpressen ("Sextortion") oder den jungen Menschen Nacktbilder zu entlocken ("Cyber-Grooming").

Probleme, die immer größer und damit drängender werden.

Meta kündigt Nacktbild-Filter an

Der Meta-Konzern, der Instagram betreibt, hat sich als Maßnahme – nicht zuletzt aufgrund zunehmenden Drucks aus der US-Politik – nun dazu entschlossen, einige zusätzliche Sicherheitsfunktionen für Minderjährige einzuführen. In einem offiziellen Blogpost wurden diese angekündigt.

Geplant ist, dass beim Senden und Empfangen von Nacktbildern künftig Warnhinweise erscheinen sollen. Außerdem – und das ist viel wichtiger – will Instagram Nacktbilder in Direktnachrichten bei Minderjährigen automatisch durch einen Unschärfefilter („Blur“) unkenntlich machen.

Unschärfefilter macht Nacktbilder unkenntlich

Instagram führt Filter bei Nacktbildern ein

Instagram führt Filter bei Nacktbildern ein

Empfänger solcher "Nachrichten" sollen künftig die Wahl haben, ob sie ein solches Bild sehen möchten oder nicht, erklärt der Meta-Konzern. Demnach sollen junge Menschen mit den neuen Maßnahmen vor "ungewolltem und potenziell gefährlichen Kontakten" bewahrt werden.

Die Maßnahmen gegen unerwünschte Nacktbilder sollen bereits vor dem Versenden greifen. Falls jemand mit aktivierten Nacktbildschutz plant, ein solches Foto zu versenden, erscheint bereits ein Warnhinweis. Erst nach Bestätigung wird das Bild tatsächlich verschickt. Beim Empfänger erscheint das Bild dann durch Filter unscharf. Auf diese Weise soll niemand ungewollt mit solchen Aufnahmen konfrontiert werden.

Eine Hürde, keine Blockade

Die Empfänger können das Bild nach ausdrücklicher Bestätigung anschauen oder den sendenden Account direkt blockieren. Außerdem erscheint ebenfalls ein Warnhinweis, sollte jemand versuchen, ein empfangenes Nacktbild weiterzuleiten.

Das alles ist eine Hürde, keine Blockade.

Im Vordergrund der Maßnahmen stehe der bessere Schutz vor sogenannter "Sextortion", erklärt Meta. Hier bringen die Täter die zumeist minderjährigen Opfer durch Vorspielen falscher Tatsachen und psychologische Tricks dazu, Nacktbilder oder sogar -videos von sich zu erstellen und ihnen über die Plattform zu senden. Ist das erst mal geschehen, drohen die Täter häufig mit der Veröffentlichung des Materials.

Kontrolle erfolgt auf den Geräten selbst

Da Instagram seit Mai 2023 die direkte Kommunikation auf der Plattform durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung absichert, kann Meta die Inhalte nicht sehen und auch nicht überprüfen. Deshalb erfolgt die Überprüfung auf den Geräten von Absender und Empfänger. Die nötige Analyse ob nackt oder nicht erfolgt auf den Geräten selbst durch eine KI-Funktion.

Die neue Schutzfunktion soll zunächst in mehreren Ländern in Mittel- und Lateinamerika getestet werden und in den kommenden Monaten weltweit zum Einsatz kommen.

Konzern steht unter Druck

Der Meta-Konzern steht unter Druck: Whistleblowerin Frances Haugen, die früher bei Facebook gearbeitet hat, wirft dem Konzern vor, bei weitem nicht genug für Jugendschutz getan zu haben. Facebook priorisiere Profit über das Wohlergehen der Jugendlichen. Interne Studien hätten gezeigt, dass Instagram der mentalen Gesundheit von Teenagern schade, das Unternehmen habe aber trotzdem nicht ausreichend reagiert. Seitdem hat insbesondere die US-Politik den Druck auf den Konzern verstärkt.

Bereits im Januar hatte Meta einen verstärkten Jugendschutz auf Instagram angekündigt. Jugendliche müssen seitdem die Zustimmung der Eltern einholen, um ein Konto von privat auf öffentlich zu setzen.

Verwendete Quellen:

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

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