Polarlichter leuchten fernab der Pole, Telegrafen spielen verrückt, Stromleitungen brennen. Ursache ist ein Himmelsereignis: der bisher stärkste registrierte Sonnensturm.
Heute ist in jedem Schulbuch zu lesen, dass Polarlichter vom Sonnenwind ausgelöst werden, ein Teilchenstrom, der vom Magnetfeld der Erde abgelenkt wird und in den Polarregionen mit der oberen Erdatmosphäre wechselwirkt. 1859 aber ist dieser Zusammenhang noch völlig unklar. Richard Carrington beobachtet als erster einen Sonnensturm, der für einige Minuten die Welt durcheinander wirbelt.
*** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
Professor Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen
Jens Berdermann, Leiter des Instituts für Solar-Terrestrische Physik der DLR, Neustrelitz***
Am 2. September 1859 steht Richard Christopher Carrington wie gewohnt in seinem Garten und schaut durch sein Teleskop. Schon seit 1853 zeichnet der Engländer systematisch seine Beobachtungen auf der Sonnenoberfläche auf. Plötzlich sieht er zwei Aufhellungen an einer Sonnenflecken-Gruppe, die er noch nie zuvor gesehen hat. Aber schon wenige Minuten später ist das außergewöhnliche Schauspiel vorbei.
Carrington ist nicht der einzige, der an diesem Tag staunt. In Caracas, Honolulu und Athen ist der Himmel von Polarlichtern erleuchtet, die – wie er Name schon sagt – gewöhnlich nur in nördliche Regionen zu sehen sind. Und als die Lichter in vollem Glanz erscheinen, spielen die Telegraphen verrückt: Die einen verschicken Meldungen, ohne dass sie an Batterien angeschlossen sind, bei den anderen entzündet sich ein Papier, das die Signale aufzeichnet.
Die Vermutung liegt nahe, dass die merkwürdigen Ereignisse mit dem Blitzen zusammenhängen, die Carrington beobachtet hat. Dieser mahnt zunächst mit akademischer Zurückhaltung, dass "eine Schwalbe noch keinen Sommer machen". Doch bald schon ist klar, dass er eine Sensation dokumentiert hat. Es ist zum ersten Mal, dass auf der Erde massive Einflüsse gesehen werden, die eindeutig auf die Sonne zurückzuführen sind.
Seine Beobachtungen gehen als Carrington Event in die Wissenschaftsgeschichte ein und begründen die Sonnenforschung.
In diesem Zeitzeichen erzählt Martin Herzog:- warum der Sonnensturm von 1859 mehr als ein historisches Ereignis ist,
- welche Schlüsse Wissenschaftler heute noch aus den Aufzeichnungen von Richard Carrington ziehen,
- wieso alte Bäume Spuren von Sonnenstürmen enthalten können,
- welche Auswirkungen auf die moderne Technik ein Sonnensturm haben könnte,
- wie Forschende versuchen, das Weltall-Wetter vorherzusagen.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:- Professor Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen
- Jens Berdermann, Leiter des Instituts für Solar-Terrestrische Physik der DLR, Neustrelitz
Weiterführende Links:Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an
zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!
Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Martin Herzog
Redaktion: Carolin Rückl, Sefa Inci Suvak