Zweimal im Widerstand: Das Leben der Anne Beaumanoir

WDR Zeitzeichen 30.10.2023 14:38 Min. Verfügbar bis 30.10.2099 WDR 5

Das Leben der Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir (geb. am 30.10.1923) - es wäre als Drehbuch in Hollywood eingereicht wohl als "unrealistisch" abgelehnt worden.

Anne Beaumanoir wird am 30.10.1923 in einem kleinen Dorf in der Bretagne geboren. Ihre Eltern sind Linke und erziehen die Tochter in diesem Geist. Anne, die eigentlich Artistin werden will, schließt sich während des Zweiten Weltkriegs dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer in Frankreich an. Der Start in ein aufregendes Leben.****** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Gerd Stange, der Übersetzer Anne Beaumoniers Autobiographie ins Deutsche; Anna Tüne, langjährige Berliner Freundin und Autorin; Anne Beaumanoir: "Wir wollten das Leben ändern“; Autobiographie in zwei Bänden; Deutsche Übersetzung: Edition Contra-Bass (2019 und 2022); Übersetzer: Gerd Stange; Anne Weber: "Annette - ein Heldinnenepos"; Matthes & Seitz 2020; Une vie d’Annette - französischer Dokumentarfilm 2018, 52 Minuten.*** Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Thomas Pfaff; Redaktion: Matti Hesse; Technik: Michael Franke; Onlineproducerin: Vera Kettenbach.


Als junge Frau wird Anne Beaumanoir durch die kommunistische Résistance in den Untergrund nach Paris beordert. In einer eigenmächtigen Aktion bewahrt sie 1942 zwei jüdische Jugendliche und einen Säugling vor dem Zugriff der Nazis.

Nach der Befreiung Frankreichs kehrt Anne ins normale Leben zurück. Sie wird Professorin für Neurologie in Marseille und heiratet den Arzt Jo Roger. Mit ihm bekommt sie die Söhne Jean-Henri und Gilles. Trotz des großbürgerlichen Lebens bleibt Anne immer in linksintellektuellen Kreisen, distanziert sich jedoch mehr und mehr von der kommunistischen Partei.

Während eines Urlaubs in Französisch-Algerien wird Anne Beaumanoir damit konfrontiert, dass die französische Kolonialmacht systematisch Folter gegen die algerische Befreiungsbewegung FLN einsetzt – zum Teil mit den gleichen Methoden wie Gestapo und SS. Für Anne Beaumanoir ist das unerträglich. Sie geht ein zweites Mal in den Widerstand und beteiligt sich in Frankreich an der Unterstützung der FLN. 1959 wird sie verraten und kommt in Untersuchungshaft.

Anne Beaumanoir, inzwischen Mitte 30, ist zum dritten Mal schwanger. Weil sie Komplikationen vortäuscht, darf sie für die Geburt und die ersten Wochen ihrer Tochter Myriam nach Hause – in den Hausarrest, während der Prozess gegen sie läuft. Drei Tage vor ihrer Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis flieht sie in die Schweiz. Ihre Tochter Myriam wird sie nicht aufwachsen sehen.

Als die Franzosen 1962 Algerien aufgeben müssen, engagiert sich Anne Beaumanoir für den neuen Staat. Aber auch das ist nicht von Dauer. Im Juni 1965 putscht die Armee. Sie muss wieder untertauchen und geht in die Schweiz. Erst in den 1980er-Jahren gibt es für sie eine Amnestie. Nach ihrer Pensionierung geht sie zurück nach Frankreich. Für die Rettung der jüdischen Jugendlichen Simone und Daniel erklärt die israelische Gedenkstätte Yad Vashem Anne Beaumanoir und ihre Eltern zu "Gerechten unter den Völkern".

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
  • Wie Anne Beaumanoir ihre jugendliche Unbeschwertheit im Widerstand zugutekommt.
  • Dass romantische Beziehungen innerhalb der Résistance tabu sind.
  • Wer "Roland" ist, der eigentlich Rainer heißt.
  • Dass Anne Beaumanoir in ihren letzten 30 Lebensjahren elfjährige Philosophen kennenlernt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Gerd Stange, der Übersetzer Anne Anne Beaumanoirs Autobiographie ins Deutsche.
  • Anna Tüne, langjährige Berliner Freundin und Autorin.
  • Anne Beaumanoir: "Wir wollten das Leben ändern"; Autobiographie in zwei Bänden; Deutsche Übersetzung: Edition Contra-Bass (2019 und 2022); Übersetzer: Gerd Stange.
  • Anne Weber: "Annette - ein Heldinnenepos"; Matthes & Seitz 2020.
  • Une vie d’Annette - französischer Dokumentarfilm 2018, 52 Minuten

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