Die Halle der Namen in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem

19. August 1953 - Yad-Vashem-Gesetz verabschiedet

Stand: 19.08.2018, 00:00 Uhr

"Moshe Dojiek, acht Jahre alt, Polen" - diese Ansage ist alle drei Monate in der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu hören. So lange dauert es, bis im "Denkmal der Kinder" alle 1,5 Millionen Namen der jüdischen Kinder verlesen sind, die von den Nationalsozialisten umgebracht wurden.

Nur fünf Kerzen brennen in dem dunklen Raum. Ungezählte Spiegel reflektieren ihren Schein. Direkt nebenan befindet sich die "Halle der Erinnerung", wo ein ewiges Feuer flackert und die Namen der Konzentrations- und Vernichtungslager eingemeißelt sind.

Israel: Yad-Vashem-Gesetz (am 19.08.1953)

WDR 2 Stichtag 19.08.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 16.08.2028 WDR 2


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"Denkmal und Name"

Yad Vashem wird auf Beschluss des israelischen Parlaments eingerichtet: Am 19. August 1953 beschließt die Knesset das entsprechende Gesetz. Ziel ist es, die nachwachsenden Generationen an die Ermordung von sechs Millionen Juden zu erinnern.

Yad Vashem ist hebräisch und bedeutet "Denkmal und Name" - in Anlehnung an das Alte Testament, wo es bei Jesaja 56,5 heißt: "Und ihnen will ich in meinen Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben (...) der nicht getilgt werden soll."

Ehrung für Judenretter

In der "Halle der Namen" werden darum Millionen "Gedenkblätter" aufbewahrt - kurze biografische Notizen von Holocaustopfern. Die Decke der Halle bildet ein zehn Meter hoher Kegel, an dem 600 Fotografien angebracht sind.

Der Museumskomplex umfasst auch die weltweit größte Bibliothek zum Holocaust. Im "Garten der Gerechten unter den Völkern" werden Nichtjuden wie Oskar Schindler, Hans Calmeyer, Paul Grüninger und Berthold Beitz geehrt, die im Holocaust Juden das Leben gerettet haben.

Wie einen weiteren Holocaust verhindern?

Als 2005 Yad Vashem nach einem großen Umbau wieder eröffnet wird, sagt Ministerpräsident Ariel Scharon bei der Feier, Israel sei der einzige Staat, wo Juden das Recht und die Stärke hätten, sich selbst zu verteidigen. "Das ist die einzige Garantie dafür, dass das jüdische Volk nie wieder einen Holocaust erfahren wird."

Die deutsch-jüdische Historikerin Tamar Amar-Dahl aus Berlin sieht die Staatsräson kritisch: "Wenn man sich als Opfer stilisiert, gerät man in die Lage, in der wir uns befinden." Heutiges Handeln allein auf die Geschichte zu beziehen hält sie für falsch. "Wenn man dabei bleibt, heißt das weiterhin Kriege, weiterhin Konflikte und weiterhin Eskalation."

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