Als Vertreter der "Neuen Frankfurter Schule" prägt der Karikaturist Chlodwig Poth den kritischen Humor in Deutschland. Am 8.7.2004 stirbt er nach fast 60 Schaffensjahren.
Das Caricatura-Museum hat Chlodwig Poth 2010 eine Ausstellung über sein Lebenswerk gewidmet: "Poth für die Welt". Sechs Jahrzehnte lang zeichnet er gegen Unrecht, Machtmissbrauch, Spießigkeit und Geldgier an - mit krummen Strichen und langen handgeschriebenen Texten. Seine Kolumne "Last Exit Sossenheim" über den tristen Alltag am Stadtrand von Frankfurt wird zu einer der erfolgreichsten der 1990er Jahre. Chlodwig Poth stirbt am 8. Juni 2004.
*** Das ist unsere wichtigste Interviewpartnerin: Leonore Poth, Zeichnerin, Illustratorin, Tochter von Chlodwig Poth
Als Chlodwig Poth im Berliner Luftschutzbunker 1945 eine
HJ-Truppe karikiert, wäre mit 14 Jahren seine Karriere fast vorbei gewesen, bevor sie überhaupt begonnen hat. Doch er kommt mit einem Rüffel vom NS-Blockwart davon. Gleich nach dem Krieg greift Poth wieder zum Stift und bietet seine bissigen Zeichnungen im Osten und Westen an - wobei der Osten gerne den Westen bloßgestellt wissen will und der Westen den Osten. Kein Problem für Poth, als guter Beobachter kann er ohne Mühen die Schwachstellen beider Seiten mit Stift und Papier offenlegen.
Auch das Kunststudium absolviert er in Ost und West. Dann zieht es Poth von der Spree an den Main, wo sich Satiriker zur "Neuen Frankfurter Schule" zusammenschließen. Poth gründet dort 1962 zusammen mit Kollegen wie Hans Traxler oder Kurt Halbritter das Satiremagazin "Pardon". Gleich die zweite Ausgabe, in der Poth den Springer-Verlag als Anstifter eines 3. Weltkriegs darstellt, bringt den Skandal - und Durchbruch. Springer versucht die Auslieferung des Heftes zu verhindern, Pardon wird in der ganzen BRD bekannt.
Später ist Poth einer der Gründer von "Titanic", dem bis heute bedeutendsten deutschen Satiremagazin. Seine Kolumne "Last Exit Sossenheim" wird zu einer er populärsten in den 1990er Jahre. Pointiert und bissig stellt Poth das Leben am Rand von Frankfurt - und übertragen auch am Rand der Gesellschaft dar. Sein Zeichenstil: Gegen den Strich, die Figuren sind zerzauselt. Die Texte lang und krakelig handgeschrieben - keine leichte Kost für die Lesenden.
Am 8. Juli 2004 stirbt Chlodwig Poth an einem Krebsleiden - nach ziemlich genau 60 Schaffensjahren als "Langstreckensatiriker", wie die Freunde der Neuen Frankfurter Schule ihn posthum ehrenvoll betiteln.
In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:- Wie seine Tochter sich an Poth erinnert,
- dass Chlodwig Poth zum strengen Kritiker der 1968er avanciert,
- über die Gründung des Satiremagazins "Titanic",
- was sich hinter Poths Vollbart verbirgt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Leonore Poth, Zeichnerin, Illustratorin, Tochter von Chlodwig Poth
- Pit Knorr, Satiriker (Pardon, Titanic)
- Chlodwig Poth: Aus dem Leben eines Taugewas, Berlin 2002
- Oliver Maria Schmitt: Die schärfsten Kritiker der Elche, Berlin 2001
- Rainer Hachfeld: Politische Karikatur in der BRD, Reinbek 1974
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Redaktion: Christoph Tiegel/David Rother