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Mehr Apps für das iPhone – wird es dadurch unsicherer?

Ab März muss Apple auch Apps zulassen, die Nutzerinnen und Nutzer aus anderen Quellen als dem eignen App Store auf dem iPhone installieren wollen. Eine Sicherheitslücke?

Bisher galt: iPhones sind zwar teuer, aber sicher. Wer eine App auf einem Apple-Smartphone installieren will, der kann das nur über den herstellereigenen App Store tun. Und da wird vor der Veröffentlichung jede App auf Herz, Nieren und Sicherheit geprüft. Das wird sich nun spätestens Anfang März vollständig ändern: Ab dann muss Apple auch Apps zulassen, die die Nutzerinnen und Nutzer aus anderen Quellen installiert haben.

Werden iPhones dadurch unsicherer?

Nicht zwangsläufig. Denn: Die EU zwingt mit dem "DMA" (Digital Markets Act) zwar Apple zu mehr Offenheit, wir Nutzer:innen werden aber zu nichts gezwungen. Wir können auch weiterhin Apps dort kaufen oder von dort herunterladen, wo wir das bisher auch schon gemacht haben: Apples App Store.

Wie sieht das Wahlrecht dann konkret aus?

Mit iOS 17.4 kommt in Kürze ein Update fürs iPhone. Dort gibt es in den Einstellungen einen "Schalter", mit dem man aktivieren kann, dass auch fremde App Stores auf dem iPhone funktionieren dürfen. Diese "Marketplace"-App-Stores sind nichts anderes als Apps, die andere Apps auf dem iPhone installieren können. Wer diesen Schalter nicht umlegt, für die oder den bleibt alles wie bisher. Dann können Apps nur von Apples App Store aus gekauft oder geladen werden.

 Sind Apps aus Marketplace-App-Stores unsicherer?

Das betont Apple zwar immer wieder, ganz so einfach ist es aber nicht. Denn jede App, die über einen Marketplace-App-Store verkauft werden soll, muss zuerst einen Prüfungsprozess bei Apple durchlaufen. Dabei prüft ein Computer, ob Schadcode (zum Beispiel Viren) in der App versteckt wurde oder ob die App dem iPhone technisch schaden könnte. Auch ein Mensch soll einen Blick auf die App werfen. Eine inhaltliche Kontrolle findet aber nicht statt.

Das heißt?

Apple hat für den eigenen App Store Regeln und kann eine App ablehnen oder zulassen. Das ist in Marketplace-App-Stores nicht mehr möglich: Das verbietet das EU-Gesetz. Apple kann eine App zwar nicht ablehnen, wenn Schadcode darin gefunden wurde, nicht aber aus inhaltlichen Gründen. Wenn also etwa ein Marketplace-App-Store zum Beispiel eine Porno-App verkaufen will, dann kann Apple nichts mehr dagegen tun. Auch Apps mit merkwürdigem Inhalt werden so ihren Weg aufs iPhone finden: Pornografie, Apps mit rechtsextremen Inhalten, merkwürdige Glückspiel-Apps – alles wird zukünftig möglich sein, solange kein geltendes Recht in der EU durch die App verletzt wird.

Bei Android-Smartphones ist das alles ja schon lange möglich. Sind die dadurch unsicherer geworden und gibt es dort mehr zweifelhafte Apps?

Nicht zwangsläufig, denn alle Nutzenden haben ja selber das Recht, sich dafür zu entscheiden, eine App aus einer unbekannten Qualle zu laden. Wer sich aber dafür entscheidet, eine Android-App von irgendwo her zu laden, kann nicht mehr sicher sein, dass ihr oder sein Gerät noch sicher ist.

Fazit

Ob und was die neuen Regeln im Detail verändern werden, wird man in den nächsten Monaten sehen. Mehr Wahlfreiheit bei den Apps ist theoretisch gut, aber leider heißt das nicht, dass auch Apps von kleinen, unabhängigen Entwicklern auf die iPhones kommen werden. Denn Apple behält sich vor, zu entscheiden, wer einen Marketplace anbieten darf und wer nicht. Und Geld kassieren wird Apple von App-Entwicklern trotzdem, komplizertes Gebührenmodell, das sogar für kostenlose Apps gilt. Kleine Entwickler werden da nicht mithalten können. Die EU-Kommission muss Apples Pläne jetzt noch genehmigen und schauen, ob sie ihren Regularien entsprechen. Es gibt bereits massive Kritik von App-Entwicklern und Software-Firmen daran. Motto: Die EU-Kommission solle Apple das so nicht durchgehen lassen.

Autor: Michael Stein

Redaktion: Jan Friese

Service Computer ist eine Rubrik in der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.

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