Auf YouTube kann man sie sehen, wie sie zusammen mit ein paar jungen Männern auf einer klapprigen Bühne steht und richtigen, zünftigen New Orleans-Jazz spielt. Wie sie dem Gestrüpp der Melodien mit breitem Ton eine solide Basis einzieht, bevor sie dann mit ihrem Solo die ganze Aufführung auf eine neue Ebene hebt: Das kann sie also auch, das spielt sie mit Sachkenntnis und unverhohlener Freude, und warum auch nicht.
In Köln kennt man Shannon Barnett von einer moderneren Seite. Nachdem die 1982 im australischen Traralgon geborene Jazzmusikerin vor fünf Jahren als Posaunistin zur WDR Big Band kam, nahm man sie zunächst als ein frisches Gesicht in einem Ensemble wahr, das seine großen Stunden hat, wenn es den als Solist*innen nach Köln gerufenen Weltstars des Jazz einen musikalischen Teppich ausrollt. Bald wurde jedoch deutlich, was man in ihrer Heimat und in New York, wo sie studiert und erste professionelle Meriten gesammelt hatte, längst wusste: Barnett ist nicht nur eine souveräne Könnerin, sondern eine außerordentlich ausdrucksstarke Musikerin mit eigener Stimme, eine Spielerin, die sich mit größter Spielfreude und Fantasie auf unterschiedliche Spielzusammenhänge einlässt.
In Köln suchte sie entschlossen den Kontakt zu der breit gefächerten, freien Szene, wo sie schnell zu einer festen Größe in vielen sehr verschiedenen Formationen und For- maten wurde. Mittlerweile hat Barnett der WDR Big Band den Rücken gekehrt, lehrt als Professorin an der Jazzabteilung der Hochschule für Musik und Tanz Köln und arbeitet an den vielen verschiedenen Musiken, in denen ihr persönlicher Ausdruck gefragt ist.