GM-Fahne vor Opelwerk Bochum

Stichtag

17. März 1929 – General Motors übernimmt Opel

Ende 1929 sind die Fließbandarbeiter im Opel-Werk in Rüsselsheim verdutzt. Soeben hat der von ihnen produzierte Opel Regent in Baden-Baden noch den Wettbewerb um das schönste Auto gewonnen – und nun bekommen sie die Weisung, das 110 PS starke und im Vergleich sehr preiswerte neue Flaggschiff der Opel-Modellpalette wieder auseinanderzubauen.

Tatsächlich wird dem Opel Regent gerade seine Schönheit zum Verhängnis. Denn General Motors, der neue Besitzer der Adam Opel AG, will keine Konkurrenz für seine Cadillacs und Buicks. So trennen die Arbeiter die Stahlkarosserie vom Holzrahmen, während das Management bereits ausgelieferte Exemplare zurückkauft und alle Unterlagen vernichtet.

Probleme mit der Erbschaftssteuer

Seit dem Einstieg ins Automobilgeschäft 1898 hat sich die Adam Opel AG im Deutschen Kaiserreich zum Marktführer entwickelt. Gelungen ist ihr dies vor allem mit günstigen Autos für Jedermann wie dem 4-PS starken "Laubfrosch", aber auch mit einer breiten Produktpalette, zu der sogar Omnibusse gehören. Aber die Adam Opel KG ist ein reines Familienunternehmen. Als zwei der noch lebenden vier Brüder sterben und der Staat hohe Erbschaftssteuern verlangt, geht den Opels das Geld aus.

Zunächst verhandeln die Brüder Friedrich und Wilhelm, nun Alleineigentümer, mit mehreren deutschen Automobilherstellern über die Gründung eines Megakonzerns. Als dies scheitert, schauen sie in die USA zur absoluten Nummer eins auf dem Markt: zu General Motors. Dort erkennt man das Potential des Konzerns in einem noch nicht gesättigten Terrain: Wo in Amerika auf jedes Auto fünf Einwohner kommen, sind es in Deutschland fast 130.

Geld mit deutschen Bomberteilen

Am 17. März 1929 übernimmt General Motors für 33 Millionen Dollar 80 Prozent der Opel-Aktien. Die deutschnationale Presse tobt. Von einer "Überfremdung der deutschen Wirtschaft" ist die Rede. Die Amerikaner sind also gut beraten, sich im Hintergrund zu halten. Die Opels dürfen das Unternehmen nach außen weiter repräsentieren, haben aber kaum mehr Macht. Als Nazi-Größen 1937 mit viel Tamtam eine Parade aktueller Modelle abnehmen, steht Wilhelm von Opel am Rednerpult.

So schafft es General Motors, Opel durch die Weltwirtschaftskrise zu führen. Als hessische NSDAP-Funktionäre die Amerikaner enteignen wollen, dienen sie sich als Rüstungslieferanten für die deutsche Wehrmacht an: Bomber, deren Teile aus der Opel-Produktion stammen, legen englische Städte in Schutt und Asche. Erst mit der Kriegserklärung des Deutschen Reichs an die USA 1941 verliert General Motors seinen Einfluss auf Opel. 1948 übernimmt der Konzern wieder die Führung. Als General Motors drei Jahre später die Gewinne aus der Kriegsproduktion verlangt, bekommt er eine Million D-Mark gutgeschrieben.

Stand: 17.03.2014

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. März 2014 ebenfalls an die Übernahme von Opel durch General Motors. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.