Mitte des 19. Jahrhunderts setzt Adam Opel über den Main bei Rüsselsheim über, um die zweite von ihm produzierte Nähmaschine auszuliefern. Als er sich dem andern Ufer nähert, wird er von wütenden Schneidern empfangen. Mit Steinen hindern sie den Mechaniker daran, an Land zu gehen: Ebenso wie einzelne Kleinproduzenten und Handwerker wollen sie verhindern, dass industriell gefertigte Maschinen ihr Geschäft ruinieren.
Adam Opel lässt sich nicht beirren: Später produziert er in seiner 1862 gegründeten Nähmaschinenfabrik bis zu 18.000 Maschinen im Jahr.
Anfänge im Kuhstall
Geboren wird Adam Opel am 9. Mai 1837 in Rüsselsheim. Dass er Unternehmer werden will, ist ihm nach einer Schlosserlehre schnell bewusst. 1857 geht er in die industrielle Hochburg Paris, um in zwei miteinander konkurrierenden Nähmaschinenfabriken zu arbeiten – und dabei zu lernen, wie das Geschäft am besten funktioniert.
Opels Vater will ihn lieber als Nachfolger seiner Schlosserwerkstatt; der Onkel schließlich stellt ihm neben Geld und Werkzeugen seinen Kuhstall zur Verfügung, wo er nachts seine Nähmaschinen basteln kann. Unterstützt wird Opel dabei von seiner Frau Sophie, die Biografen als ungewöhnlich selbstbewusst und zupackend beschreiben.
Kapazitäten nutzen
Adam Opels Unternehmung wird ein Riesenerfolg. Wegweisend ist dabei nicht nur eine kluge Werbestrategie, sondern auch eine intelligente Mitarbeiterführung. So schafft es Opel durch zahlreiche Ausbildungsplätze nicht nur, sich eigenen Nachwuchs heranzuziehen, sondern diese Fachkräfte auch langfristig ans Unternehmen zu binden.
Auch in anderer Hinsicht ist Opel weitsichtig. So begreift er schnell, dass der Markt für Nähmaschinen, der vor allem im Winter floriert, bald gesättigt sein könnte. Um sich ein zweites feinmechanisches Standbein zu schaffen, beschließt er, in die Fahrradproduktion einzusteigen: So kann er die Fabrikkapazitäten sommers wie winters optimal auszunutzen.
Opels Fahrräder werden schnell zum Verkaufsschlager – nicht zuletzt auch deshalb, weil Opels Söhne als erfolgreiche Rennfahrer für ihren Erfolg buchstäblich auf die Straße gehen.
Bloß keine Autos!
Automobilen steht Opel stets skeptisch gegenüber. "Aus diesem Stinkkasten wird nie mehr werden, als ein Spielzeug für Millionäre, die nicht wissen, wie sie ihr Geld wegwerfen sollen", soll er kurz vor seinem Tod 1895 in Rüsselsheim ausgerufen haben.
Es sind seine Witwe und seine fünf Söhne Carl, Wilhelm, Heinrich, Fritz und Ludwig, die aus dem technischen Luxusgegenstand im Namen des Firmengründers in Europa eine Anschaffung für die Massen machen. 1899 wird das erste Auto unter dem Namen "Opel" verkauft.
Stand: 09.05.2012
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