Statue des Kaisers Trajan in der Ny Carlsberg Glyptothek Kopenhagen

Im Jahr 116 - Römisches Imperium erreicht seine größte Ausdehnung

Stand: 28.11.2016, 00:00 Uhr

Den Römern setze er "weder in Raum noch Zeit eine Grenze, endlose Reiche habe ich ihnen verlieh'n", lässt Vergil in seinem Epos "Aeneis" den Gott Jupiter sagen. Kein Herrscher setzt Vergils Verse derart in die Tat um wie dessen Zeitgenosse Augustus, der "Erhabene". Unter Roms erstem Kaiser (31 v. Chr. - 14 n. Chr.) wächst das Imperium bis zum Rhein und an die Donau; Gallien, Kleinasien, Syrien und Ägypten werden unterworfen. Damit habe Rom "das äußere Ende seiner finanziellen und strukturellen Möglichkeiten erreicht", urteilt der Aachener Althistoriker Jörg Fündling.

Das sieht auch Augustus nach 45-jähriger Alleinherrschaft so. Seinen Erben hinterlässt er den dringenden Rat, das Reich in seinen vorhandenen Grenzen zu belassen. Doch ein Jahrhundert nach Augustus' Tod dringt Kaiser Trajan mit seiner Armee bis an den Persischen Golf vor. So erreicht das Römische Reich im Jahr 116 die größte Ausdehnung seiner Geschichte.

Republik – Diktatur - Kaisertum

Roms Aufstieg beginnt als Königreich mit nur regionaler Macht. 509 v. Chr. verjagen die römischen Patrizier den letzten Etrusker-König und errichten eine Republik mit einem von der Aristokratie kontrollierten Senat. Roms wachsender Reichtum gründet sich auf Beute aus eroberten Gebieten, zunächst auf der italischen Halbinsel, dann weiter Richtung Gallien im Nordwesten und Griechenland im Südosten. 146 v. Chr. vernichtet Rom nach drei Punischen Kriegen endgültig seinen Erzfeind, die Seemacht Karthago im heutigen Tunesien, und steigt zur Hegemonialmacht im gesamten Mittelmeerraum auf. Nordafrika, der Westen Kleinasiens, Griechenland und Hispanien sind nun römische Provinz.

Ein jahrzehntelanger brutaler Bürgerkrieg im letzten vorchristlichen Jahrhundert mündet in die Machtübernahme durch Julius Cäsar, dem Eroberer Galliens. Nach der Ermordung des Diktators 44 v. Chr. gewinnt Cäsars Großneffe und Haupterbe Octavian den Nachfolge-Kampf um Rom. Damit endet die Zeit der Republik. Als Erster Bürger (princeps) ordnet Octavian den Staat neu und begründet unter dem Ehrentitel "Augustus" das Kaiserreich. Sein zwölfter Nachfolger Trajan eröffnet als angenommener Sohn von Kaiser Nerva die Reihe der sogenannten Adoptivkaiser. In Köln erfährt Trajan während eines Feldzugs im Jahr 98 vom Tod Nervas und damit von seinem Aufstieg zum ersten Kaiser, der nicht aus Rom, sondern aus Spanien stammt.

Imperiale Überdehnung unter Trajan

Mit Trajans Herrschaftsantritt beginnt laut dem Geschichtsschreiber Tacitus ein "beatissimum saeculum", ein äußerst glückliches Zeitalter. Optimus Princeps wird Trajan genannt, der beste Kaiser, den Rom je hatte. Als Provinz-Adliger muss er seine Tatkraft zur Mehrung der römischen Macht unter Beweis stellen. Er erobert zunächst das Dakerreich im heutigen Rumänien, zieht weiter nach Südosten gegen die Parther und führt damit das Reich zu seiner gewaltigsten Größe. "Trajan gelingt eine riesige Erfolgsserie, die ihn bis tief ins Zweistromland trägt", so Rom-Kenner Jörg Fündling. "Es ist, gemessen an der territorialen Ausdehnung, der bei weitem spektakulärste Erfolg seit dem Tod des Augustus."

Nur ist der nicht von Dauer. Die Ressourcen an Geld und Legionären reichen nicht aus, um alle Grenzen von Britannien bis in den Mittleren Osten zu schützen und die unterworfenen Gebiete zu kontrollieren. Es kommt zu Aufständen in Syrien und im Irak; gleichzeitig begehren die Juden in Nordafrika und Ägypten auf. Die Brandherde kann Trajan nur mühsam unter großen Verlusten löschen; dann wird er krank und muss den Rückweg nach Rom antreten. "So hatten sich die Römer mit der Eroberung Armeniens, des Großteils von Mesopotamien sowie des Partherlandes vergeblich bemüht und zwecklose Gefahren auf sich genommen", schreibt später der Historiker Cassius Dio. Nach 19 Jahren Herrschaft stirbt Kaiser Trajan am 8. August 117 in Selinos an der Südküste Kleinasiens.

Der römische Senat feiert seinen Optimus Princeps mit einem Triumphzug. Dass die eroberten Gebiete schon nicht mehr zum Imperium gehören, wird geflissentlich übergangen. Noch in den folgenden Jahrhunderten krönt der Senat neue Kaiser mit dem Ruf "Felicior Augusto, melior Traiano" – "Mögest du glücklicher sein als Augustus und besser als Trajan."

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