Als Friedrich der Große im Jahr 1740 auf den preußischen Thron steigt, lässt er in den ersten Wochen seiner Regentschaft einen neuen Orden gestalten. Wenige Monate später marschiert der Monarch in Schlesien ein, die Aussicht auf den neue Orden "Pour le Mérite" - übersetzt "für den Verdienst" soll seine Offiziere im Krieg anspornen.
Wer sich den blauen, goldverzierten Adler um den Hals binden darf, bestimmt allein der König. Friedrich zeichnet zunächst zivile und militärische Leistungen aus. So ist einer der ersten Träger Voltaire. Als dieser den König verärgert, muss er den Orden wieder abgeben.
Alexander Humboldt schlägt die ersten Träger vor
Fortan bedenkt Friedrich keine Zivilisten mehr, "Pour le Mérite" bleibt ausschließlich Offizieren vorbehalten. Erst gut 100 Jahre später, am 31. Mai 1842, ergänzt Friedrich Wilhelm IV. den Orden um eine "Friedensklasse" für Geisteswissenschaftler, Naturforscher und Künstler.
Der kunstbegeisterte Preußenkönig beauftragt Alexander von Humboldt damit, die ersten 30 Träger vorzuschlagen. Diese sollen danach selbst bestimmen, wen sie in ihre elitäre Reihe einladen. "Pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst" wird nicht verliehen, sondern man wird in die Ordensgemeinschaft von heute maximal 40 Deutschen und ebenso vielen Ausländern aufgenommen.
Nazis verbieten Neuwahl von Mitgliedern
"Das ist natürlich wesentlich für das Ansehen und Gewicht dieser Einrichtung", sagt Germanistik-Professor und Ordensträger Albrecht Schöne. Zu den Mitgliedern zählen unter anderen der Mathematiker Carl Friedrich Gauß, Evolutionsforscher Charles Darwin, Märchensammler Jacob Grimm, Komponist Johannes Brahms und Physiker Albert Einstein. Käthe Kollwitz ist die erste Würdenträgerin.
Als die Weimarer Verfassung 1919 die Verleihung staatlicher Ehrenzeichen verbietet, bleibt die "Friedensklasse" als zivile Auszeichnung erhalten. Den Nazis ist diese sich selbst erneuernde Gesellschaft ein Dorn im Augen - zumal ihr Juden, als entartet geltende Künstler und Regimegegner angehören. "Aber verbieten konnte man das bei dem Ansehen, das dieser Orden auch im Ausland hatte, unmöglich", erklärt Schöne.
Theodor Heuss belebt Orden neu
Stattdessen untersagen die Nationalsozialisten die Wahl von Neumitgliedern, wollen so den Orden aussterben lassen. 1945 leben nur noch drei Träger, die später gemeinsam mit Bundespräsident Theodor Heuss den Friedensorden "Pour le Mérite" wiederbeleben.
Die Gemeinschaft kommt zwei Mal im Jahr zusammen. Dann trifft der Germanist Schöne, der seit 1991 dabei ist, unter anderen auf Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, Regisseur Wim Wenders und Künstler Günter Uecker. "Man hat die Möglichkeit mit einer großen Anzahl von unglaublich interessanten Leuten zusammen zu sein", beschreibt Schöne das Besondere des Ordens. Das Stück selbst trägt er allerdings kaum: "Nur zu sehr seltenen festlichen Gelegenheiten."
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 31. Mai 2017 ebenfalls an den Friedensorden "Pour le Mérite". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 01.06.2017: Vor 90 Jahren: Roman "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse erscheint