Heinrich Böll

21. Dezember 1917 - Geburtstag des Schriftstellers Heinrich Böll

Stand: 21.12.2017, 00:00 Uhr

Heinrich Böll schreibt vom Krieg, aber das will niemand lesen. Sein Romandebüt "Der Engel schwieg" will niemand verlegen. Da entdeckt Böll die Kurzgeschichte, die er in Zeitschriften publizieren kann. Und den Rundfunk, für den Böll im Verlauf der 50er Jahre zahlreiche Features und Hörspiele produziert.

Den Rundfunk und den von ihm in der Nachkriegszeit zehrenden Literaturbetrieb nimmt Böll immer wieder auf die Schippe, wie in "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen" von 1958: "Enzensberger macht ein Feature über Walser und später macht Walser ein Feature über Enzensberger. Nach dem Wahlspruch: Verfeaturest du mich, dann verfeature ich dich."

Heinrich Böll, Schriftsteller (Geburtstag 21.12.1917)

WDR 2 Stichtag 21.12.2017 04:16 Min. Verfügbar bis 19.12.2027 WDR 2


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Scharfer Kritiker Adenauers

Geboren wird Böll am 21. Dezember 1917 in Köln. Erzogen wird er eher frei und trotzdem stark geprägt von den Grundsätzen des katholischen Glaubens. Schon als Schüler eines humanistischen Gymnasiums entwickelt er sich in den 30er Jahren zu einem Gegner des Nationalsozialismus. Seine Freunde sucht er sich eher in der Unterschicht. So entwickelt er schon von Beginn an jene antiautoritäre, trotzdem christlich verwurzelte Haltung, die sein literarisches Werk prägen wird.

Während des gesamten Zweiten Weltkriegs ist Böll Soldat. Als er aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft heimkehrt, lebt er am Existenzminimum. Er arbeitet als Hilfsarbeiter, fringst Kohle von den Güterzügen. 1948 debütiert er mit dem Erzählband "Der Mann mit den Messern". Zunehmend entwickelt sich Böll in den 50er und 60er Jahren zu einem scharfen Kritiker der restaurativen Adenauerzeit, so im Roman "Ansichten eines Clowns" (1963), der zugleich die Rolle der katholischen Kirche im Nationalsozialismus thematisiert.

Mit Leih-Frack zum Nobelpreis

Mit "Haus ohne Hüter" (1954), "Billard um halbzehn" (1959) und "Gruppenbild mit Dame" (1971) schreibt Böll Klassiker der Nachkriegsliteratur. Seine von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta 1975 verfilmte Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1974) setzt sich mit der denunziatorischen Stimmung zur Zeit der Roten Armee Fraktion (RAF) und der Rolle der Bild-Zeitung dabei auseinander. Das bringt ihm Hass und Morddrohungen ein.

1972 erhält Böll als erster Schriftsteller der Bundesrepublik für seinen Roman "Gruppenbild mit Dame" den Literatur-Nobelpreis. Zur Verleihung nach Stockholm reist er im geliehenen Frack. Politisch unterstützt er Hilfsorganisationen wie Cap Anamur und setzt sich für verfolgte Schriftsteller wie Alexander Solschenizyn oder Lew Kopelew ein, die schließlich beide aus der Sowjetunion ausreisen dürfen und zunächst in seinem Haus unterkommen. Heinrich Böll stirbt 1985 in Kreuzau-Langenbroich.

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