John Lennon - Imagine

4. März 1966 – Beatles-Jesus-Vergleich John Lennons sorgt für Furore

Stand: 04.03.2021, 00:00 Uhr

Das Christentum wird verschwinden. Davon ist John Lennon überzeugt. "Darüber brauche ich nicht zu streiten", spricht er einem Journalisten ins Mikrofon. "Ich weiß nicht, was zuerst verschwinden wird: Der Rock''n' Roll oder das Christentum."

Und dann sagt Lennon noch einen Satz zum momentanen Beatles-Hype rund um den Globus. Es ist ein Satz, der hohe Wellen schlagen wird: "Wir sind jetzt populärer als Jesus."

Futter für den Ku-Klux-Klan

Am 4. März 1966 steht dieser Satz im "London Evening Standard". Großbritannien selbst lässt das ziemlich cool. Ganz anders in den Vereinigten Staaten: Als Reaktion boykottieren 30 Radiosender die Songs der Beatles. Und das nur wenige Monate vor der großen Tournee der Band durch die USA.

Unter Druck geraten, rechtfertigt sich Lennon auf einer Pressekonferenz: "Ich wollte nur darauf hinweisen, dass wir den Kids aktuell mehr bedeute als Jesus oder die Religion. Das ist eine Tatsache." Keineswegs habe er gesagt oder sagen wollen, dass die Beatles größer oder bedeutender als Jesus seien. Und verglichen mit dem Messias habe er die Band auch nicht.

Dem Vatikan reicht diese Klärung als Entschuldigung aus. Nicht aber den bibeltreuen Christen in den USA. In Memphis starten sie einen Aufruf, öffentlich Beatles-Platten zu verbrennen. Der dortige Stadtrat erklärt die Beatles zu unerwünschten Personen. Und der Ku-Klux-Klan fühlt sich als "religiöser Orden" berufen, wegen angeblicher Blasphemie Konzerte zu verhindern. Tatsächlich explodiert bei einem Konzert in Memphis ein Feuerwerkskörper auf der Bühne.

"Wofür hält er sich?"

Den Starrummel und die vielen Konzertauftritte haben die Beatles eh schon über. Die US-Tournee gibt der Band den Rest. 1970 trennt sich die Formation. Lennon zieht zu seiner neuen Frau Yoko Ono nach New York – und propagiert fortan in Soloalben, dass er nicht an den Himmel und die Daseinsberechtigung der Religionen glaubt, sondern eher an die Kraft der Liebe.

Diese Form des humanistischen Atheismus wird Lennon schließlich zum Verhängnis. 1980 wird er von einem geisteskranken christlichen Fanatiker erschossen. "Ich hörte mir seine Musik an und wurde wütend auf ihn, weil er sagte, dass er nicht an Gott glaubt, dass er nur an sich und Yoko glaubt", lautet dessen Begründung. "Ich wollte einfach laut schreien: Für wen hält er sich, dass er diese Dinge über Gott und den Himmel sagt?"

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