Spieler von Schalke während des Trainings

Schalkes kleinstes Problem ist die Fitness der Spieler

Stand: 21.11.2023, 12:55 Uhr

Während Trainer Karel Geraerts daran arbeitet, dass seine Spieler in der 2. Bundesliga konkurrenzfähiger werden, rumort es hinter den Kulissen im Klub. Eine neue Opposition will offenbar personelle Veränderungen erwirken.

Von Jörg Strohschein

In diesen Tagen geht es um die körperliche Fitness. Trainer Karel Geraerts versucht die physischen Voraussetzungen der Spieler des FC Schalke 04 zu verbessern. Damit sich wieder mehr sportliche Erfolge für den in der 2. Bundesliga derzeit abgestürzten Klub (Tabellenplatz 16) einstellen als zuletzt.

Die jüngste Pleite gegen die SV Elversberg (1:2) gilt für viele Anhänger und Beobachter als vorläufiger Tiefpunkt in der jüngeren Vereinsgeschichte. Intensive Trainingseinheiten mit speziellen Ausdauertests sind das Mittel der Wahl des Trainerteams, um aus diesem Tief schnellstmöglich herauszufinden. So plausibel wie altbewährt.

Wenn es doch auf den anderen Feldern, die diesen Klub betreffen, auch nur so schlicht und pragmatisch zuginge beim S04: Es ist alles kompliziert im Profifußball, bei den Schalkern traditionell nur noch um ein Vielfaches schwieriger. Die Probleme sind - analog zur Tabellensituation - sehr komplex.

Knäbel und Hechelmann zum Rapport

Vor allem das Führungsteam um Vorstand und Aufsichtsrat hinterlässt viele Fragen. Spätestens im kommenden Sommer wird Sportvorstand Peter Knäbel den Klub wieder verlassen. Die Kritik an Knäbels Arbeit wurde zuletzt immer lauter, so dass er einer vorzeitigen Beurlaubung mit seiner Entscheidung wohl noch zuvor kam. Aufsichtsratschef Axel Hefer fordert derweil "vom Vorstand und von der sportlichen Führung eine Aufarbeitung des Saisonstarts sowie eine offene und umfängliche Fehleranalyse".

Daraus folgt: Knäbel und der vom Sportvorstand vom Chefscout zum Sportdirektor beförderte André Hechelmann sollen dem Aufsichtsrat nun ausführlich erklären, was sie alles falsch gemacht haben vor Saisonbeginn. Sie müssen zum Rapport antreten.

"Bis zum Winter wollen wir Klarheit darüber haben, welche Veränderungen und Anpassungen nötig sind – auf und neben dem Platz", so Hefer. Er fuhr fort: "Wir wollen die Erkenntnisse mit ins Wintertransferfenster nehmen. Diese Analyse ist absolut notwendig, damit der Verein langfristig erfolgreich arbeiten kann."

So, wie in jedem großen Unternehmen üblich. Allerdings ist ein Fußballklub nicht so strukturell planbar wie eine auf nüchterne Zahlen und Absatzmärkte basierende Firma. Bei Hefer sind "neue Strukturen" und Fußball als "Kernprodukt" häufig Thema.

Peter Knäbel verlässt Schalke zum Saisonende

Sport 15.11.2023 00:50 Min. Verfügbar bis 15.11.2024 WDR


Tillmann ist enger Vertrauer Hefers

Diese Ankündigung einer Fehleranalyse unterschlägt zudem die eigene Mitverantwortung des Aufsichtsrates, der die Spieler-Verpflichtungen vor Saisonbeginn abgesegnet hat.

Ab 1. Januar 2024 soll dann mit Matthias Tillmann ein enger Vertrauter Hefers, mit dem er bereits gemeinsam bei einem Online-Reiseportal als Vorstandskollege eng zusammenarbeitete, als Vorstandschef beim S04 agieren. Eine in dieser Phase zumindest wenig sensible Personal-Entscheidung.

In den sportlichen Fragen soll der ehemalige Amateurfußballer Tillmann auch ein Wort mitsprechen. Vornehmlich soll sich Tillmann aber um die finanzielle Situation des Klubs kümmern. Einige wichtige und lukrative Sponsorenverträge laufen im nächsten Jahr aus. Im derzeitigen gesamt-wirtschaftlichen Umfeld ist es zudem nicht einfacher geworden, neue Interessenten zu finden, wie jüngst aus dem Klub zu hören war. Hier soll Tillmann mit seiner Expertise möglichst neue Märkte für die Schalker auftun.

Opposition will wohl Hefer ablösen

Womit wir wieder einmal bei Clemens Tönnies wären, der für viele Fans aufgrund seiner ehemaligen rassistischen Äußerungen während seiner Zeit in Gelsenkirchen ein rotes Tuch im Zusammenhang mit dem Klub ist.

Zum einen hat der langjährige, ehemalige Aufsichtsratschef noch einen für die Schalker lukrativen Sponsorenvertrag für eine Würstchensorte inne - der demnächst ebenfalls auslaufen wird. Zum anderen soll der 67-Jährige einer neuerlichen Opposition angehören.

Die neue Opposition drängt offenbar darauf, den bis 2026 gewählten Aufsichtsratschef Hefer abzulösen. Damit würde dann wohl auch Tillmann kaum noch seine Funktion ausüben können.

Hohe rechtliche Hürden

Um dies zu erreichen, soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden. Das ist allerdings nur dann möglich, wenn mindestens zehn Prozent der wahlberechtigten Vereinsmitglieder (rund 18.000) eine solche "schriftlich mit Angabe des Grundes in ein und derselben Sache" beantragen.

In den vergangenen Tagen ist es allerdings eher ruhiger um diese Opposition geworden, wohl auch, weil wohl im Vorfeld erst einmal rechtliche Fragen geklärt werden müssen, ob eine Ablösung des Aufsichtsrates überhaupt durch die Vereinssatzung gedeckt wäre. Die Hürden erscheinen derzeit besonders hoch, wenn nicht sogar unüberwindlich zu sein.