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WDR-Hörfunksendung ZeitZeichen erstmals ausgestrahlt

4. April 1972 - Das erste WDR-Zeitzeichen wird ausgestrahlt

Stand: 22.03.2022, 09:35 Uhr

Das WDR-Zeitzeichen erinnert täglich an Menschen und Ereignisse. Das Prinzip: Geschichten erzählen, keine Vorlesungen halten. Auch die Entstehung der Sendung ist eine dieser Geschichten.

Alles fängt mit einem Zettelkasten an. Wolf Dieter Ruppel leitet 1967 die WDR-Sendung "Heute Morgen", die mittlerweile "Morgenmagazin" heißt. Zu vielen Interviews und Reportagen macht er sich kleine Notizen. Bald stehen Katastrophen, Erfindungen, Schlachten, Freudenfeste, Uraufführungen, Skandale, Geburtstage und Todestage auf ungezählten Zetteln.

Das erste WDR ZeitZeichen wird ausgestrahlt (04.04.1972)

WDR ZeitZeichen 04.04.2022 14:47 Min. Verfügbar bis 04.04.2032 WDR 5


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Zudem gibt es Notizen zu Original-Tönen - wie zum Beispiel diese: "Es lebe die Deutsche Republik" von Philipp Scheidemann, "Bundeskanzler der Alliierten" von Kurt Schumacher und "Ich bin ein Berliner" von John F. Kennedy. All dieses Material häuft sich im Laufe der Recherchen für das aktuelle Radioprogramm an.

Erinnerungen wecken

Als Redakteur Ruppel Ordnung in seine Sammlung bringen will, kommt er auf die Idee, die Zettel nach Stichtagen zu sortieren und daraus eine neue Sendung zu machen. Zum jeweiligen Datum sollen mit dem Tag verbundene Geschichten erzählt und Erinnerungen geweckt werden. Die Sendung soll Ereignisse würdigen, die im Fünfjahres-Rhythmus zurückliegen - fünf, zehn, 15 oder auch 500 Jahre.

Der damalige WDR-Hörfunkdirektor Fritz Brühl ist begeistert. Er drängt darauf, das Projekt sofort umzusetzen, bevor andere es tun. Sendestart des Zeitzeichens ist deshalb der 4. April 1972 - mitten im angebrochenen Monat und nicht wie ursprünglich angedacht am 1. Januar des folgenden Jahres. "Wir haben innerhalb von 17 Tagen 93 Sendungen produziert", erinnert sich Ruppel später an den kurzen Vorlauf.

Raum fürs Erzählen

In der ersten Ausgabe geht es um zwölf Themen. Dabei sind unter anderem die deutsche Belagerung Leningrads 1942, eine gesellschaftspolitische Rede der FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher von 1967 und ein Chemieunglück in Duisburg-Walsum 1952.

Nach kurzer Zeit gibt es jedoch nur noch ein Thema pro Zeitzeichen. Das ermöglicht mehr Raum fürs Erzählen. Bald ist es auch üblich, dass die Autoren ihre Texte selbst sprechen. Damit kommt mehr Persönlichkeit ins Stück. Der subjektive, möglichst originelle Zugang zu einem Thema ist durchaus erwünscht.

Informieren, bilden, unterhalten

Manche Geschichten sind sogar frei erfunden. Allerdings nur, wenn sie am 1. April laufen. Ansonsten gilt: "Das Zeitzeichen doziert nicht Geschichte von oben herab. Es folgt einem Dreiklang: Das Zeitzeichen muss informieren, darf bilden und kann unterhalten." So hat 2012 der damalige Redaktionsleiter Ronald Feisel das Ziel der Sendung zusammengefasst.

Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang Meyer
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

Zeitzeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. April 2022 an die Erstausstrahlung des WDR-Zeitzeichens. Das Zeitzeichen gibt es auch als Podcast.

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