War es ein Unfall oder Suizid? Diese Frage beschäftigt die Musikwelt bis heute - seitdem Brian Epstein im Alter von nur 32 Jahren am 27. August 1967 tot in London aufgefunden wurde. Über fünf Jahre, so sein langjähriger Psychiater, konsumierte der depressive Patient Amphetamine, Alkohol und weitere Drogen.
Ein Plattenladen als Rettung
Am 19. September 1934 wird Brian Samuel Epstein in Liverpool in ein gut-bürgerliches Milieu geboren. Kindheit und Jugend sind von einem häufigen Schulwechsel geprägt. Die letzte Station, ein verhasstes Internat, verlässt Epstein mit 16. Aus dem Wehrdienst wird er wegen psychischer Probleme entlassen. Mehrere Versuche, beruflich Fuß zu fassen, scheitern.
Entfalten kann sich Epstein, als sein Vater ihm die Geschäftsführung eines Plattenladens überlässt, der zum weitverzweigten Familienunternehmen gehört. Auf Kundenwunsch ordert Epstein aus Deutschland 25 Exemplare einer Beatlesplatte. Nach einer Stunde sind alle verkauft!
Die Erfindung der Beatles
Also macht sich Epstein im November 1961 auf, um die inzwischen wieder in Liverpool lebenden Beatles im Cavern Club zu erleben: Er findet sie "grauenhaft und fabelhaft zugleich", entdeckt das enorme Potenzial und erfindet die Band neu: raus aus den Lederjacken, rein in maßgeschneiderte Anzüge, statt Elvis-Tolle die berühmten Pilzkopf-Frisuren, dazu Benimmregeln.
Selbstzweifel und Einsamkeit
Mit einem Gespür für Stimmungen und Timing und mit Verhandlungsgeschick verhilft Epstein den Beatles zum Durchbruch. Zunächst erobern sie die Charts in ihrer Heimat Großbritannien, dann in den USA. Danach wird der Rest der Welt von der Beatlemania erfasst. Epstein steht im Zenit seines beruflichen Erfolges.
Dennoch schwankt er zwischen empfundener Grandiosität und Selbstzweifeln. Er leidet unter Einsamkeit, unerfüllten Sehnsüchten und der Frage nach der eigenen Identität, die den Schwulen seit seiner Jugend umtreibt. War Epstein in John Lennon verliebt? Gerüchte wollen von einer Affäre wissen.
Als Epstein am 27. August 1967 stirbt, sind die Beatles geschockt. Paul McCartney sagt: "Wenn es einen fünften Beatle gab, war es Brian." Das Ende der legendären Band im Jahr 1970 hat viele Gründe - einer davon ist der Verlust Brian Epsteins.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Susanne Rabsahl
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. August 2022 an den Todestag des Beatles-Managers Brian Epstein. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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