20. Februar 1933 - Entscheidung des US-Kongresses über Ende der Alkoholprohibition
Gegen die in den USA weit verbreitete Trunkenheit soll in den 1920er-Jahren ein Verbot helfen. Doch die Prohibition dämmt den Konsum von Alkohol nicht dauerhaft ein. Nach mehr als einem Jahrzehnt fällt der Bann wieder.
Rund 16.000 Saloons und Bars gibt es in New York vor Beginn der Prohibition. 30.000 sogenannte Speakeasies - illegale Kneipen - sind es am Ende der staatlich verordneten Trockenheit. Zwar sinkt der Konsum alkoholischer Getränke zunächst, als die USA im Januar 1920 auf kollektiven Entzug gehen. Aber nur kurz.
Profiteur der Prohibition: Mafia-Boss Al Capone
An Alkohol ranzukommen, ist in dieser Ära gar kein Problem. Bootlegger brennen schwarz. Außerdem blüht der Schmuggel aus Kanada und Kuba. Gleichzeitig entdeckt das organisierte Verbrechen, dass sich ein Vermögen machen lässt mit dem Bedienen der Nachfrage nach dem verbotenen Stoff.
Der legendäre Al Capone in Chicago ist wohl der bekannteste der mächtigen Männer, die ganze Diebesbanden, Hehlerei, Glücksspiel und Prostitution kontrollieren. Sie stürzen sich auf das lukrative Schwarzmarktgeschäft mit Alkohol. Sogar im Weißen Haus regieren Filz und Heuchelei. Präsident Warren G. Harding ist bekennender Whiskeytrinker.
Wie die Prohibition scheitert
Als "nobles Experiment" verkaufen Prohibitionsbefürworter das gesetzliche Verbot berauschender Drinks. Die Einführung der Prohibition hat eine lange Vorgeschichte. Schon in den 1780er-Jahren warnen Ärzte vor dem übermäßigen Alkoholkonsum in den USA. Vor allem Whiskey und Rum sind populär. Die Folgen: alkoholbedingte Krankheiten und Gewalt. Im 19. Jahrhundert wächst die Kritik am Suff und an der Saloon-Kultur gerade der Zuwanderer. Nach langer Lobbyarbeit von Organisationen wie der Women's Christian Temperance Union, einer evangelikalen Organisation, wird das Verbot kurz nach dem Ersten Weltkrieg Gesetz.
Die New Yorker Polizei hebt eine Schwarzbrennerei aus
Kurioserweise gilt der Bann nur für Herstellung, Verkauf und Transport. Der Konsum des "Teufelszeugs" steht nicht unter Strafe. Ausnüchtern wird das im 18. Verfassungszusatz verankerte Alkoholverbot die Amerikaner denn auch nicht. Der Fiskus muss zudem mit sinkenden Mehrwertsteuereinnahmen auf Alkohol leben. Gleichzeitig gibt der Staat Unsummen für die Durchsetzung des Verbots auf. Millionen verschlingt allein die Bewachung der Lagerbestände an noch vorhandenem Alkohol aus den stillgelegten Brauereien und Destillerien. Insgesamt 19 Milliarden Dollar kostet die Prohibition den amerikanischen Staat, zehn Milliarden mehr, als die Beteiligung am Ersten Weltkrieg. Eine ernüchternde Bilanz.
Tod durch billigen Fusel
Ende der 1920er-Jahre wird längst wieder soviel getrunken, wie vor der Prohibition, nur eben heimlich. Wer es sich leisten kann, konsumierte hochwertigen Stoff, zu horrenden Preisen. Den Armen bleibt der billige Fusel, gestreckt und gepanscht, oftmals hochgiftig. An die 50.000 Amerikaner kommen dadurch zu Tode.
1930 führte die populäre Zeitschrift "Literary Digest" eine Umfrage durch. Sie ergibt, dass die Mehrheit der Amerikaner für eine Abschwächung oder sogar die völlige Abschaffung des Alkoholverbots ist. Danach geht alles ganz schnell. Die so genannten "nassen" Kräfte auf dem Capitol Hill übernehmen. Am 20. Februar 1933 stimmt der Kongress für die Rücknahme des 18. Zusatzartikels – per Zusatzartikel 21. Wenig später ist die Prohibition Geschichte.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Almut Finck
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. Februar 2023 an den Beschluss des US-Kongresses zur Aufhebung der Prohibition. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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