10. Oktober 1806 - Todestag des preußischen Prinzen Louis Ferdinand
Stand: 01.10.2021, 16:39 Uhr
Prinz Louis Ferdinand von Preußen avanciert in seinem kurzen Leben zum Star auf dem gesellschaftlichen Parkett. Der Enkel von Friedrich Wilhelm I. und Neffe von Friedrich II. ist ein feinfühliger Musiker, mutiger Militär und charmanter Lebemann.
"Sechs Fuß hoch aufgeschossen, ein Kriegsgott anzuschaun, der Liebling der Genossen, der Abgott schöner Fraun", schreibt Theodore Fontane über Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Kein Wunder, dass die Frauen dem hübschen Prinzen reihenweise erliegen. Bei der Geburt seines ersten unehelichen Kindes ist er gerade einmal 17 Jahre alt, weitere folgen.
Aber Louis Ferdinand ist mehr als ein Frauenliebling. Er festigt schon in jungen Jahren seinen hervorragenden Ruf als Musiker und Komponist. Ludwig van Beethoven nennt ihn einen "tüchtigen Pianisten".
Von seinen Kompositionen ist ein Großteil schon während seines Lebens gedruckt und veröffentlicht worden. "Der romantischste aller Fürstensöhne! Seine Quartette sichern ihm ein unvergängliches Andenken", schwärmt Robert Schumann noch Jahrzehnte nach Louis Ferdinands Tod.
"Ein Mensch wie wir"
Auch seine Soldaten verehren Louis Ferdinand: "Der Prinz ist ein Mensch wie wir, gar nicht hochmütig. Dafür gehen wir auch alle mit ihm in die Hölle, wenn es sein muss." Dabei ist er ein strenger Feldherr, verbietet seinen Leuten die Landbevölkerung auszurauben. Sie sollen – entgegen der gängigen Praxis – für alle benötigten Lebensmittel die Bauern bezahlen.
Geboren wird der Neffe von König Friedrich II., dem Großen, am 18. November 1772 als Friedrich Ludwig Christian auf Schloss Friedrichsfelde bei Berlin. Schon bald wird er nur noch Louis Ferdinand gerufen. Die Eltern können mit dem hochbegabten Kind nichts anfangen, der Junge flüchtet vor der familiären Kälte in die Musik.
Wanderer zwischen zwei Welten
Mit dem Umzug der Familie in das nagelneue Schloss Bellevue taucht der junge Prinz ins Berliner Leben ein. Der strenge Friedrich II. ist gerade gestorben, und der lebenslustige Friedrich Wilhelm II. rückt auf dem Thron nach. Das passt Louis Ferdinand ganz gut: Er feiert ebenfalls gerne, hat kein Verhältnis zu Geld, gibt es aber reichlich für Champagner, Delikatessen und Schmuckstücke aus.
Im Preußen ist er ein Wanderer zwischen zwei Welten, zwischen preußischer Tradition und französischer Aufklärung, er bleibt der Monarchie treu, hegt aber durchaus Sympathie für die Republik. Schließlich diskutiert der Feingeist in den Berliner Salons mit den Denkern seiner Zeit: Schlegel, Tieck, den Humboldt-Brüdern.
Früher Heldentod
Zugleich ist Louis Ferdinand ein überzeugter Anhänger des Militärs, fordert öffentlich die Mobilmachung gegen Frankreich – sein Todesurteil. Louis Ferdinand wird Chef einer Vorhut, die um Saalfeld Stellung beziehen und Napoleons Truppen beunruhigen soll.
Dort stirbt der "Preußische Apoll" am 10. Oktober 1806 in einem Säbelgefecht mit den Franzosen. "Er ist gestorben, wie jeder gute Soldat wünschen sollte, zu sterben", sagt Napoleon. Sein Tod mit nur 33 Jahren macht Louis Ferdinand endgültig zum preußischen Helden und liefert fortan Stoff für eine Flut von Dramen, Epen, Erzählungen, Romanen und Gedichten.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Edda Dammmüller
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 10. Oktober 2021 an Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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