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Der Ökonom John Maynard Keynes sitzt an einem Schreibtisch und blickt auf Unterlagen

21. April 1946 - Ökonom John Maynard Keynes stirbt

Stand: 14.04.2021, 10:20 Uhr

Jahrzehntelang gelten seine Theorien als überholt. Dann droht infolge der Finanzkrise 2008 eine Depression und John Maynard Keynes ist wieder in aller Munde.

John M. Keynes, brit. Ökonom (Todestag 21.04.1946)

WDR ZeitZeichen 21.04.2021 14:59 Min. Verfügbar bis 22.04.2099 WDR 5


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Als im Januar 1919 die Friedensverhandlungen in Versailles beginnen, sitzt John Maynard Keynes als Vertreter des britischen Finanzministeriums mit am Tisch. Den Professor aus Cambridge interessiert aber weniger eine angemessene Bestrafung für Deutschland, als vielmehr, was ökonomisch vernünftig ist – für alle Beteiligten.

Daher lehnt er die hohen Reparationszahlungen für Deutschland vehement ab. Keynes findet jedoch kein Gehör. Frustriert reist der Ökonom vorzeitig ab und verfasst die "Wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrags". Diese Schrift macht ihn schlagartig weltbekannt.

In den Adelsstand erhobener Freigeist

Geboren wird John Maynard Keynes am 5. Juni 1883 als Sohn eines Ökonomieprofessors in Cambridge. Er besucht das renommierte Eton-Internat und studiert am King's College seiner Geburtsstadt Mathematik, Philosophie und Geschichte. Danach widmet er sich wie sein Vater der Ökonomie – nur mit neuen Ideen.

Das freie Denken wird auch durch den Bloomsbury-Kreis beeinflusst, zu dem Keynes gehört. Diese Gruppe von Intellektuellen, Freigeistern, Künstlern und Künstlerinnen trifft sich vor allem im Londoner Stadtteil Bloomsbury – das berühmteste Mitglied ist die Schriftstellerin Virginia Woolf. Hier kann Keynes auch seine homosexuellen Neigungen ausleben.

Ab 1908 lehrt und forscht Keynes am King's College, berät immer wieder die Politik und bringt es durch Börsenspekulationen zu einem passablen Vermögen. Er heiratet 1925 eine russische Balletttänzerin und wird später als Lord Keynes of Tilton in den britischen Adelsstand erhoben.

Staat soll Konjunktur stabilisieren

Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise schreibt John Maynard Keynes sein bedeutendstes Werk, die "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes", das 1936 veröffentlicht wird. Darin widerspricht er der neoklassischen Theorie, wonach Angebot und Nachfrage automatisch ins Gleichgewicht finden.

Keynes beschreibt die Märkte dagegen auch als instabil. Daher soll der Staat beispielsweise mit Investitionsprogrammen die Nachfrage ankurbeln und dafür auch Kredite aufnehmen. Aus seinem Theoriegebilde lassen sich nun klare Anleitungen für die politisch Verantwortlichen ableiten.

Renaissance des Keynesianismus

Den großen Siegeszug seiner Lehre erlebt John Maynard Keynes nicht mehr. Er stirbt am 21. April 1946 nach einem Herzinfarkt. Der "Keynesianismus" dominiert bis in die 70er Jahre die Wirtschaftspolitik der westlichen Nationen.

Dann gewinnen die liberalen Ökonomen Oberwasser, staatliche Eingriffe gelten als ineffizient. Nach der Lehman-Pleite 2008 erleben Keynes Theorien eine Renaissance. Um eine große Depression abzuwenden, werden nun wieder staatliche Konjunkturprogramme aufgelegt, finanziert mit Unterstützung der Europäischen Zentralbank.

Autor des Hörfunkbeitrags: Kay Bandermann
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. April 2021 an John Maynard Keynes. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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