Gustav-Adolf zu Hohenlohe Schillingsfürst

30. Oktober 1896 - Todestag von Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Stand: 22.10.2021, 10:24 Uhr

Ein Kurienkardinal, der offen ist für neue Ideen der Zeit. Gustav Adolf zu Hohenlohe Schillingsfürst sieht das Dogma der sogenannten päpstlichen Unfehlbarkeit kritisch.

Gustav Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst, dt. Kurien-Kardinal (Todestag, 30.10.1896)

WDR ZeitZeichen 30.10.2021 14:52 Min. Verfügbar bis 30.10.2099 WDR 5


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Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst wird 1823 geboren. Die alten Quellen über die Hohenloher Vorfahren reichen bis ins Jahr 1153. Er studiert katholische Theologie an den Universitäten in Breslau und München. 1849 folgt die Priesterweihe. Im Jahr 1857 weiht ihn Papst Pius IX. in der Sixtinischen Kapelle zum Bischof.

1866 erhebt ihn der Papst zum Kardinal. Doch er stellt sich später gegen den Heiligen Vater. Pius IX. will die Vergangenheit mit aller Macht konservieren. Hohenlohe-Schillingsfürst hingegen gilt bei Zeitgenossen als ein Mann, der liberalen, fortschrittlichen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen ist. Er will Glaube und Wissenschaften versöhnen.

Gegen päpstliche Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenfragen

Juli 1870. Hohenlohe-Schillingsfürst bleibt einem Geschehen im Petersdom fern, das die Kirche verändert. Es ist der letzte Tag des sogenannten ersten vatikanischen Konzils. Das Unfehlbarkeitsdogma wird beschlossen. Es geht dabei nicht nur um die Macht in der katholischen Kirche, sondern auch um den Einfluss des Papstes in der sich verändernden Welt. Überall in Europa dominieren schon bald weltliche Macht und die Idee des Nationalstaats – während zugleich Macht und Einfluss der Kirche schwinden.

Nach diesem ersten Vatikanischen Konzil hat Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst ein angespanntes Verhältnis zum Papst. Aber der Kurienkardinal sieht sich zum Gehorsam verpflichtet. So unterwirft er sich dem neuen Dogma. Das unterscheidet ihn von anderen Kritikern, die nach dem Konzil der römischen Kirche den Rücken kehren.

Der Vatikan verdächtigt ihn

Hohenlohe-Schillingsfürst bleibt trotz der Anerkennung des Dogmas in Ungnade. Der Vatikan verdächtigt den theologischen Berater des Kardinals, einer Zeitung interne Informationen über den Verlauf des Konzils zugespielt zu haben, um die öffentliche Meinung gegen den Papst aufzubringen. Und dieser Verdacht lässt sich nicht entkräften. Deshalb verlässt Hohenlohe Rom in Richtung Heimat.

In Deutschland entmachtet Reichskanzler Otto von Bismarck die katholischen Kirche. So führt Bismarck etwa die Zivilehe ein. Später wird man das Kulturkampf nennen. Aber Bismarck ist Realpolitiker und Diplomat genug, um die Kirche nicht zu unterschätzen. So versucht er, einen Vermittler nach Rom zu schicken.

Auch im Alter kein angepasster Mann der Kurie

Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst soll die Aufgabe übernehmen, als Gesandter des Deutschen Reichs im Vatikan. Aber: Pius IX. hat ein langes Gedächtnis. Er lehnt seinen Kritiker von damals klar und eindeutig ab. Der Posten des deutschen Gesandten bleibt daraufhin unbesetzt.

Erst 1876 kehrt Hohenlohe-Schillingsfürst nach Rom zurück. Denn an der Spitze der Kirche steht mit Leo XIII. ein neuer Papst. Aber der Kardinal wird sich auch jetzt nicht zu einem angepassten Mann der Kurie entwickeln. So streitet er sich zum Beispiel bald mit den Jesuiten.

Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst wird 73 Jahre alt. Er stirbt am 30. Oktober 1896 in Rom. Noch viele nach ihm werden sich an am Beschluss des ersten vatikanischen Konzils zur Unfehlbarkeit reiben.

Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang Meyer
Redaktion: Christoph Tiegel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. Oktober 2021 an Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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