Held, Bösewicht, Haudrauf: Götz George verkörpert die unterschiedlichsten Rollen. Er überzeugt mit seiner Mutter auf der Theaterbühne oder in Heimatfilmen neben Romy Schneider. Aber am meisten verbindet das Publikum ihn mit der Serienfigur Horst Schimanski. Der murrende Ruhrpott-Bulle krempelt das biedere Bild des deutschen TV-Kommissars um: Er säuft, flucht und prügelt.
Das Schauspieltalent wird George von seinen Eltern Berta Drews und Heinrich George vererbt. Mit zwölf Jahren steht er erstmals auf der Bühne, mit 76 zum letzten Mal vor der Kamera. Am 19. Juni 2016 stirbt Götz George - und damit einer der bedeutendsten deutschen Schauspieler.
Auf den Spuren seiner Eltern
Schon früh ist klar, dass George - benannt nach der Lieblingsrolle seines Vaters "Götz von Berlichingen" - in die Fußstapfen seiner Eltern tritt. Ab 1955 lernt er sein Handwerk zunächst am Ufa-Nachwuchsstudio, anschließend am Deutschen Theater in Göttingen. Nebenbei dreht er Filme. Für seine Rolle als Boxer Gustav in "Jacqueline" erhält er 1959 einen Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsschauspieler. Ab 1962 spielt er in drei Winnetou-Filmen mit und wird zum Teenie-Schwarm.
Als in den 70er Jahren der "Neue Deutsche Film" aufkommt, stagniert seine Karriere. George: "Die Regisseure haben gesagt, Opas Kino ist tot. Und zu den Opas gehörte ich, obwohl ich erst 27 war." Neun Jahre lang dreht er keine Kinofilme, spielt stattdessen Theater ohne festes Engagement.
1981 sucht der WDR einen Nachfolger für seinen "Tatort"-Kommissar Haferkamp. Das ist die Geburtsstunde von Schimanski. George ist 43 Jahre alt, als ihm sein Comeback als Starschauspieler gelingt. Er spielt Hauptrollen in den Actionfilmen "Abwärts" und "Die Katze", dreht Komödien, Science-Fiction-Filme und brilliert als Charakter-Darsteller in der Rolle des Massenmörders Fritz Haarmann.
Privates bleibt privat
Sein Privatleben hält George weitgehend geheim. Er hat eine Tochter aus seiner Ehe mit Kollegin Loni Friedel, engagiert sich für die Deutsche Krebshilfe, für den Weißen Ring, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Ab Ende der 90er Jahre lebt George fast ausschließlich auf Sardinien - hier fühlt er sich unbeobachtet.
Zu seinem 75. Geburtstag schließt sich für ihn ein Kreis: In dem Dokudrama "George" verkörpert er seinen Vater Heinrich. Als der Volksschauspieler 1946 in sowjetischer Lagerhaft stirbt, ist Götz sieben Jahre alt. Doch der Vater bleibt sein Leben lang das große Vorbild.
Es ist Georges letzte große Rolle. Mit 77 Jahren stirbt er an Krebs. "Wenn ich in Sardinien bin, sage ich: Es ist schade, dass irgendwann nicht mehr zu haben, diese Einsamkeit, diesen Horizont", so der Schauspieler in einem Interview: "Aber dann denke ich, diesen Felsen da gibt es schon seit Tausenden von Jahren, der bleibt, nur ich bin weg - Götz George!"
Autorin des Hörfunkbeitrags: Ariane Hoffmann
Redaktion: Gesa Rünker
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