Mann mit wuscheligem, grauem Haar redet sitzend in ein Mikrofon

25. Februar 1928 - Der Atommanager und spätere AKW-Gegner Klaus Traube wird geboren

Er konstruierte Atomkraftwerke, war Spitzenmanager der Atomindustrie und später Symbolfigur der deutschen Anti-AKW-Bewegung. Von der Atomkarriere habe ihn der Verfassungsschutz "erlöst".

"Ich war der Brüter-Papst hier in Deutschland", sagt Klaus Traube 2009 selbstironisch über sich. Der Ingenieur, 1928 in Hannover geboren, hat bereits zahlreiche Atomkraftwerke gebaut und ist Spitzenmanager der Atomindustrie, als 1972 eine neue Herausforderung lockt: Die Entwicklung des "Schnellen Brüters" in Kalkar.

AKW-Bauer, dann Atomkraft-Gegner: Klaus Traube (Geb., 25.2.1928)

WDR Zeitzeichen 25.02.2023 14:48 Min. Verfügbar bis 25.02.2099 WDR 5


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Das Wachstumsversprechen

"Der Brüter war das Versprechen, der Wachstumskurs kann für Hunderte von Jahren fortgesetzt werden", erklärt Traube rückblickend. Der Wirkungsgrad des Brüters wäre sechzigfach höher gewesen als bei normalen Leichtwasserreaktoren, der Rohstoff Uran damit nahezu unendlich verfügbar.

Die Lektüre der Studie "Die Grenzen des Wachstums" vom Club of Rome aus dem Jahr 1972 löst bei Klaus Traube jedoch massive Zweifel an seinem Tun aus.

"Erlösung" durch den Verfassungsschutz

Mit wachsender Skepsis macht er weiter, "bis mir der Verfassungsschutz dazwischen kam und mich Gott sei Dank von dieser Karriere erlöste".

Ein "dummer Zufall", so Traube, löst seine Überwachung durch den Inlandsgeheimdienst aus: Er ist mit einer Rechtsanwältin befreundet, deren Partner zur linken Terroristen-Szene gehört. Es kommt der völlig unbegründete Verdacht auf, Traube könnte Terroristen mit sensiblen Informationen zu Atomkraftwerken versorgen. Klaus Traube wird von seinem Arbeitgeber gefeuert.

"Lauschaffäre Traube"

Der "Spiegel" macht 1977 den Skandal öffentlich und titelt: "Verfassungsschutz bricht Verfassung: Lauschangriff auf Bürger T." Am Ende zwingt die "Lauschaffäre Traube" den damaligen Bundesinnenminister Werner Maihofer (FDP) zum Rücktritt. Traube wird rehabilitiert, kehrt aber nicht in die Atomindustrie zurück. Wegen seiner inzwischen massiven und fachlich fundierten Zweifel wird er zur Symbolfigur der Anti-AKW-Bewegung.

Kleine Fehler führen zur großen Katastrophe

Das Atom-Unglück von Tschernobyl 1986 bestätigt Traubes Skepsis: Kleine Fehlhandlungen von Menschen können sich zu einer Katastrophe hochschaukeln. Als SPD-Mitglied formuliert er mit am Atom-Ausstiegsbeschluss der Sozialdemokraten von 1986.

Der Schnelle Brüter wird übrigens nie vollendet. Er ist weit entfernt davon, wirtschaftlich zu arbeiten und entpuppt sich als Fehlkonstruktion mit eingebauter Explosionsgefahr.

Klaus Traube erhält 2009 das Bundesverdienstkreuz. Am 4. September 2016 stirbt er im Alter von 88 Jahren in Oberursel.

Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner Wember
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. Februar 2023 an Klaus Traube. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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