17. Juni 1972 – Einbruch in das Hauptquartier der Demokraten (Watergate)
Stand: 08.06.2022, 17:33 Uhr
Politischen Affären wird gerne die Endsilbe "gate" angehängt – angelehnt an "Watergate". Der Skandal endete 1974 mit dem Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon. Seither steht "gate" für Lügen, Korruption und Skrupellosigkeit in der Politik.
In der Nacht zum 17. Juni 1972 entdeckt ein Wachmann bei seinem Rundgang im Watergate-Komplex, dass mehrere Türschlösser verändert sind. Die herbeigerufene Polizei überrascht wenig später fünf Männer mit OP-Handschuhen in den Räumen der Demokratischen Partei in Washington D.C..
Noch ahnt niemand, dass sich hieraus einer der größten Politikskandale der USA entwickeln wird. Auch die "Washington Post" platziert die Meldung über den Einbruch weit hinten im Blatt. Das ändert sich nach den ersten Befragungen der aufgegriffenen Täter: Vier von ihnen haben Verbindungen zu FBI und CIA.
Wiederwahl um jeden Preis
Offenbar sollten sie mitten im Präsidentenwahlkampf in der Zentrale der Demokraten Wanzen installieren und Dokumente fotografieren. Die so gewonnenen Informationen sollten Richard Nixon zur Wiederwahl verhelfen. Und vieles deutet darauf hin, dass die Drahtzieher der Aktion ganz oben sitzen.
War womöglich sogar Richard Nixon selbst eingeweiht? Weder der Präsident noch jemand anderes im Weißen Haus oder in Nixons Wahlkampfteam wusste etwas von dem Einbruch, beeilt sich der Chef dieses Teams, John Mitchell, allen Verdacht zu zerstreuen.
Zum Meineid gezwungen?
Das geht einige Monate gut: Im November 1972 wird der konservative Richard Nixon wieder zum US-Präsidenten gewählt. Kurz nach seiner zweiten Amtseinführung im Januar 1973 beginnt der Prozess gegen die Watergate-Einbrecher und die Affäre nimmt an Fahrt auf.
Carl Bernstein und Bob Woodward bekamen den Pulitzerpreis
Im Laufe des Verfahrens gibt ein Täter an, vom Weißen Haus massiv unter Druck gesetzt und sogar zum Meineid gezwungen worden zu sein. "Das ist der eigentliche Verfassungsskandal", sagt Volker Depkat, Amerikanist an der Universität Regensburg. "Der Präsident, der seine Macht dazu benutzt, diese Gaunerei zu kaschieren."
Carl Bernstein und Bob Woodward von der "Washington Post" machen als Erste die Details der Vertuschungsversuche durch die Regierung bekannt. Nixon vernichtete Dokumente, brachte Leute zum Schweigen und animierte sie zu Falschaussagen vor Gericht. "Watergate" dominiert nun die Schlagzeilen.
Nixons Tonbänder liefern brisante Beweise
Die Öffentlichkeit ist empört. "Das ist die uramerikanische Angst vor der zu starken Exekutive, die ihre Macht missbraucht", erklärt Depkat. Doch zunächst behindert Nixon weiter die Ermittlungen und versucht sogar den Staatsanwalt, der ihm an den Kragen will, einfach abzusetzen.
Richard Nixon gibt seinen Rücktritt bekannt
Als Nixon jedoch auf richterliche Anordnung Tonbänder, die sämtliche Gespräche im Oval Office aufgezeichnet haben, herausgeben muss, bricht sein Lügenkonstrukt zusammen. Eines der Tonbänder liefert den Beweis, dass er nur wenige Tage nach dem Einbruch ins Watergate-Gebäude Überlegungen angestellt hat, wie man das FBI an seinen Ermittlungen hindern könne.
Nun verliert Richard Nixon auch Anhänger unter den Republikanern. Um der drohenden Amtsenthebung zuvorzukommen, tritt der US-Präsident Richard Nixon im August 1974 zurück. Gerald Ford, folgt ihm ins Amt – und begnadigt seinen ehemaligen Chef. Dadurch entgeht Nixon einem Strafverfahren. Die Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward erhalten für ihre Recherchen den Pulitzerpreis.
Autor des Hörfunkbeitrags: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Juni 2022 an die Watergate-Affäre. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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