Historisches Gemälde des Ruhrorter Hafens

16. September 1716 - Ruhrorter Magistrat beschließt Bau eines Hafens

Stand: 08.09.2021, 11:46 Uhr

Im Mittelalter sucht sich der Rhein ein neues Bett. Duisburg, die alte Handelsmetropole, wird dadurch vom Fluss abgeschnitten und das benachbarte Ruhrort steigt zum neuer Knotenpunkt der Rheinschifffahrt auf. Der ab 1716 errichtete Hafen wird zur Keimzeile des größten Binnenhafens der Welt.

Magistratsbeschluss zum Duisburger Hafen (am 16.09.1716)

WDR Zeitzeichen 16.09.2021 13:44 Min. Verfügbar bis 17.09.2099 WDR 5


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Duisburg hat den größten Binnenhafen der Welt. Das lernt jedes Kind in NRW bereits in der Grundschule. Dabei ist "der Hafen" eigentlich nicht ganz korrekt. Denn die Anlage, die sich mit den zugehörigen Logistikstandorten über mehr als 740 Hektar und mehrere Stadtteile erstreckt, besteht aus insgesamt 21 Hafenbecken.

Pro Jahr werden im Duisburger Hafen rund vier Millionen Container umgeschlagen; mehr als 50.000 Arbeitsplätze sind direkt und indirekt vom Hafen abhängig. Entstanden ist er aus den beiden einst konkurrierenden Häfen von Duisburg und der bis 1905 selbständigen Stadt Ruhrort. Dort beginnt vor 305 Jahren die Erfolgsgeschichte der heute bedeutendsten Logistik-Drehscheibe für den europäischen Markt.

Der Rhein verlagert sein Bett

Dank ihrer Lage an der Mündung der Ruhr in den Rhein ist die Region bereits vor 2.000 Jahren ein wichtiger Warenumschlagplatz. Römische Legionen errichten dort am Schnittpunkt zweier antiker Handelsrouten ein Kastell, die Keimzelle des späteren Duisburg. Ab dem zehnten Jahrhundert steigt die Siedlung zur reichsfreien Stadt mit eigenem Münzrecht auf.

Doch um das Jahr 1000 beginnt der Rhein, sein Flussbett nach Westen zu verlagern – mit dramatischen Folgen für Duisburg. Drei Jahrhunderte später reicht nur noch ein verlandeter Altarm in die Stadt und die Blütezeit der stolzen Handelsmetropole neigt sich ihrem Ende zu.

Zum neuen Schiffsknotenpunkt steigt das im 14. Jahrhundert gegründete Dorf Ruhrort direkt am Rhein auf. Treidler, die mit Pferden große Kähne flussaufwärts ziehen, rasten dort. 1665 gründen Kohlehändler aus den rheinaufwärts gelegenen Städten in Ruhrort die erste Schiffergilde. Da es aber keine Kais für das Umladen der Kohle gibt, müssen die Lastkähne auf dem Rhein vor Anker gehen. Das kostet Geld und Zeit, vor allem, wenn Hochwasser und Eis die Schiffer behindern.

Kohle befördert den Aufstieg von Ruhrort

Als auch noch eine Schiffswerft in Ruhrort entsteht, beschließt der Magistrat der Stadt am 16. September 1716, den Bau eines Hafenbeckens. Diese Entscheidung gilt heute als Gründungsdatum des Duisburger Hafens. Umgehend beginnt man damit, das Rheinufer zu begradigen und mit Holzbohlen zu verstärken.

Auf Befehl des preußischen Königs Friedrich II. werden Schleusen errichtet, um die Ruhr bis zur Rheinmündung schiffbar zu machen. 1780 kommt das erste Kohleschiff aus dem Raum Schwerte in Ruhrort an und die Stadt wird zum wichtigsten Umschlagplatz für das "schwarze Gold".

Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhunderts blüht auch Duisburg wieder auf. Nach vier Jahren Bauzeit wird 1832 ein Kanal eröffnet, der die Stadt wieder mit dem Rhein verbindet. Durch den Bau des Außenhafens und des landeinwärts gelegenen Innenhafens treten die Duisburger Kaufleute in einen heftigen Konkurrenzkampf mit dem Ruhrorter Hafen. 1905 dann wird Ruhrort nach Duisburg eingemeindet und die rivalisierenden Häfen fusionieren zu einer Gesellschaft.

Neubeginn auf Stahlwerk-Brache

Zusammen erreichen die Häfen 1913 einen Warenumschlag von 27 Millionen Tonnen – gut ein Fünftel des Volumens aller deutschen Binnenhäfen. In der Weimarer Republik überholt Duisburg sogar große Seehäfen wie Hamburg. Der Zweite Weltkrieg unterbricht die Erfolgsgeschichte. Bei 300 Luftangriffen werden fast alle Kaianlagen und Brücken zerstört; mehr als 300 Schiffe versinken im Hafen.

Erst Mitte der 50er Jahre erreicht Duisburg mit rund 35 Millionen Tonnen Gütern wieder die Umschlagsmenge der Vorkriegszeit. Danach geht es steil bergauf, bis auch der Duisburger Hafen den Niedergang der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet zu spüren bekommt. Als 1987 das Krupp-Hüttenwerk in Rheinhausen schließen muss, ahnt noch niemand: Gut zehn Jahre später wird das riesige Stahlwerks-Gelände im Duisburger Süden zur Keimzelle einer neuen erfolgreichen Hafen-Ära als Europas Logistikdrehscheibe.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Edda Dammmüller
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. September 2021 an die Entstehung des Duisburger Hafens. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 17.09.2021: Vor 100 Jahren: Tod des Diplomaten Philipp Graf zu Eulenburg