Führende Wirtschaftsforscher blicken kritisch in die Zukunft. Die Industrie und der private Konsum erholten sich "langsamer, als wir im Frühjahr erwartet haben", so Oliver Holtemöller, Vize-Präsident des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Das Bruttoinlandsprodukt bemisst die wirtschaftliche Leistung eines Landes während eines bestimmten Zeitraums. Es stellt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen dar, die über einen bestimmten Zeitraum hergestellt werden und dem Konsum, der Investition, der staatlichen Tätigkeit dienen oder exportiert werden.
Mit Sorge sehen die Forscher das politische Klima: "Derzeit gerät etwas in Gefahr, das bis vor kurzem in Deutschland als selbstverständlich galt", mahnte IWH-Experte Holtemöller, ein gesellschaftliches Klima des Vertrauens, "dass die Grundregeln unserer Gesellschaft allgemein akzeptiert werden" und auch Bestand hätten. Darunter fielen Selbstverständlichkeiten wie Respekt vor Mitmenschen und vor dem Eigentum sowie der Handlungsfreiheit anderer. "Seit einiger Zeit gewinnt extremes Gedankengut an Boden, welches diese Selbstverständlichkeiten infrage stellt."
Kritische Stimmen bemängelt beim Bruttoinlandsprodukt die monetäre Sicht auf den Wohlstand einer Gesellschaft. Freiwilligenarbeit und Familienarbeit würden nicht erfasst, weil sie keinen Marktpreis haben bzw. nicht am Markt gehandelt werden. Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit fänden keine Beachtung.
Muss die Wirtschaft immer wachsen? Sollten auch andere Faktoren in die Bemessung einfließen? Machen Sie sich Sorgen?
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Gast: Dr. Stefan Kooths, Institut für Weltwirtschaft, Kiel
Redaktion: Chris Hulin und Julian Troost