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Politikum - Der Meinungspodcast von WDR 5 mit Carolin Courts
Ein Wähler wirft seinen Wahlzettel in eine Box.

Rechtsruck Frankreich: Stresstest für die Freundschaft?

Die Franzosen haben gewählt. Das politische Lager um Präsident Macron verliert viele Stimmen. Die radikal rechte Partei Rassemblement National gewinnt. Was bedeutet das für "Ihr" Frankreich, Partner Deutschlands und beliebt bei vielen Deutschen. Auch jetzt im Sommerurlaub. Sprechen Sie mit Anja Backhaus im WDR 5 Tagesgespräch!

Klarer Wahlsieger der ersten Runde sind – wie vorhergesagt – der extrem rechte Rassemblement National (RN) und seine Verbündeten. Sie kommen auf 33 Prozent der Stimmen und werden ihren Anteil an Sitzen im Parlament aller Voraussicht nach sprunghaft steigern können. Macrons Mitte-Lager kam auf 20 Prozent. Der Präsident steht nicht zur Wahl, muss aber möglicherweise bald mit einer rechten Regierung zusammenarbeiten.

"Die Demokratie hat gesprochen, und die Franzosen haben uns an die Spitze gewählt und das Macron-Lager quasi ausgelöscht", sagte die dreimalige Präsidentschaftskandidatin des RN, Marine Le Pen, vor ihren Anhängern. Die hohe Wahlbeteiligung mache dieses Ergebnis umso wertvoller. "Die Franzosen haben Zeugnis darüber abgelegt, dass sie nach sieben Jahren der Missachtung und Zersetzung ein neues Kapitel aufschlagen wollen."

Während am Abend linke Anhänger auf die Place de la République in Paris strömten, um vor dem Rassemblement zu warnen, erklärte sich dessen Chef Jordan Bardella zum einzig wahres Bollwerk gegen die Linke. "Was hier zur Wahl steht, ist völlig klar", sagte er. "Auf der einen Seite die schlimme linke Allianz, die zu Unordnung, Aufstand und Ruin führt. Auf der anderen Seite unser rechtes Bündnis der nationalen Einheit. Wir sind nun der einzige republikanische und patriotische Wall, der unsere Institutionen schützen, die Sicherheit wiederherstellen, Steuergerechtigkeit garantieren und die Arbeit verteidigen kann."

Erst nach dem entscheidenden zweiten Wahlgang am kommenden Sonntag wird klar sein, ob eines der Bündnisse die absolute Mehrheit erringen kann – oder ob ein Lager mit einfacher Mehrheit versuchen muss, wechselnde Allianzen zu schmieden, um das Land zu regieren. Frankreich – dazu haben viele Deutsche eine Beziehung. Historisch tiefgründig, bewundernd, manchmal distanziert stehen wir zum Nachbarn und Freund im Westen.

Wie blicken Sie über den "Gartenzaun" zum Nachbarn – und was sehen Sie da? Die Wahl steht nicht am Anfang einer Veränderung im Land. Haben Sie beim Aufenthalt in Frankreich – etwa bei Urlauben – Veränderungen bemerkt? Steht der politische Umbruch im Westen für ein verändertes Europa mit mehr Betonung auf dem Nationalen? Hat Präsident Macron ein Eigentor geschossen als er die Nationalversammlung aufgelöst hat, um Neuwahlen zu ermöglichen?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Stefan Seidendorf, stellvertretender Direktor Deutsch-Französiches Institut (dfi)

Redaktion: Valentina Dobrosavljević und Willi Schlichting

Rechtsruck Frankreich: Stresstest für die Freundschaft?

WDR 5 Tagesgespräch 01.07.2024 45:30 Min. Verfügbar bis 01.07.2025 WDR 5


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