Nach ihrer Krebsdiagnose traf Verena Welschoff innerhalb kürzester Zeit alle Vorbereitungen für ihre eigene Beerdigung. Und gleichzeitig nahm sie den anstrengenden Weg der palliativen medizinischen Versorgung auf – mit Dutzenden Chemotherapien und einer Behandlung, die ihr die durch den Tumor ausgelösten unerträglichen Schmerzen nahm.
Sobald dihr Körper zur Ruhe kam, unternahm sie mit großer Disziplin und schier unerschöpflicher Energie, was ihr jetzt wichtiger denn je schien: Gespräche im Familienkreis, Begegnungen mit alten Freunden und Freundinnen, Ausflüge und Reisen. Und sie setzte sich Ziele: Die Hochzeit des Sohnes noch erleben, noch einmal Weihnachten feiern, das große Chorkonzert mitsingen.
Allen Prognosen zum Trotz kann Verena Welschof den Tod Monat um Monat hinauszögern. Wie es um sie steht, daraus macht sie keinen Hehl, vergewissert sich schreibend ihrer eigenen Gefühls- und Gedankenwelt und kommuniziert darüber.
Ihr Leben in der verbleibenden Zeit komplett umzukrempeln, war für sie keine Option. Warum auch? Aber den "Turbogang" einzulegen, um am Ende – hoffentlich – leichter Abschied nehmen zu können, das ist ihr wichtig.
Dabei trägt sie einen Satz von Cicely Saunders, der Begründerin der Hospizbewegung, fest in ihrem Herzen: "Es ist nicht das Schlimmste für einen Menschen festzustellen, dass er gelebt hat und jetzt sterben muss. Das Schlimmste ist festzustellen, dass man nicht gelebt hat und jetzt sterben muss."
Redaktion: Gundi Große
Buchtipp
Gisela Steinhauer und Verena Welschof (2024): Ich bin noch nicht weg. Geschichten über das, was zählt. Norderstedt: BoD – Books on Demand. 144 Seiten. 16,99 €. ISBN: 978-3769303735.