Michael Lutz sucht Philosophisches im Fußball
"Auch in der Philosophie ist das Phänomen Fußball mittlerweile angekommen", sagt Michael Lutz. Kein Wunder, denn die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs ist ja unübersehbar; das fordere zur Reflexion geradezu auf: "Was genau ist es, das am Fußball so unfassbar anziehend und attraktiv wirkt? Wie entsteht dieser Sog aus Begeisterung, dem so viele Menschen erliegen? Ist der Fußball eine neue Religion, die an die Stelle der alten getreten ist?"
Fußball und Theorie, das scheint sich erst einmal grundsätzlich zu widersprechen. Nicht bloß, weil diese beiden Bereiche menschlicher Praxis in weitestgehend unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus gepflegt werden, sondern auch weil es komplett verschiedene menschlichen Praktiken sind: Hier die Körperlichkeit, die Intuition, das Entscheiden und Handeln im Augenblick – dort der geistige Prozess, das Systematische das Abwägen und Einschätzen mit zeitlichem Abstand. Wie passt das zusammen – und wie kann das Eine sich mit dem Anderen befruchten?
Was macht den Menschen zum Menschen, was macht sein Wesen aus? Vor allem in der philosophischen Disziplin der Anthropologie, aber auch darüber hinaus findet Michael Lutz Erkenntnis bei seinem Forschen und Reflektieren über den Fußball. Dabei untersucht er das Spiel an sich, in seinen Strukturen – aber auch in den Wirkungen und in den Narrativen drumherum. Der Fußball, so könnte man das zusammenfassen, ist keinesfalls nur ein körperlicher, sondern längst auch ein geistiger Prozess.
Buchtipp:
Michael Lutz (2024): Fanomenologie des Fußballs. Marburg. Büchner-Verlag, 290 Seiten. 25 Euro. ISBN: 978-3-96317-373-8.
Redaktion: Lars Schweinhage