Nach dem 2. Weltkrieg veränderte sich das Leben auf dem Land rasant. Wurden die Äcker in den 1940er Jahren noch mit Pferd und Pflug bearbeitet, begann schon in den 50ern die Umstellung auf schwere Landmaschinen. Und die Bauern – einst hochgeachtet – rutschten auf der gesellschaftlichen Leiter ab.
Ewald Frie, Historiker
Als Ewald Frie in den 1960er Jahren als eines von elf Kindern auf dem Hof im katholischen Münsterland aufwuchs, war seine Kindheit schon eine ganze andere als die seiner ältesten Geschwister. Die Jüngeren wollten einfach nur noch raus und weg von der Knochenarbeit. Ewald Frie hatte ohnehin zwei linke Hände, sagt er selbst, und interessierte sich mehr für Bücher als für die Landwirtschaft. Seine Mutter sah, dass die Zeiten vorbei waren, in denen der Hof ganze Großfamilien ernähren konnte, und drängte auf eine gute Ausbildung ihrer Kinder – auch der Töchter.
Ewald Frie studierte Germanistik, katholische Theologie und Neuere Geschichte. Heute ist er Professor für Neuere Geschichte in Tübingen. Und zuletzt hat er das bäuerliche Leben zu seinem Forschungsobjekt gemacht: Er besuchte alle seine Geschwister und führte ausführliche Interviews mit ihnen über damals und heute. Daraus entstand ein Buch über den Abschied vom bäuerlichen Leben.
Redaktion: Julia Lührs
Buchtipp
Ewald Frie (2023): Ein Hof und elf Geschwister: Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland. München: C.H.Beck. 191 Seiten. 23 Euro. ISBN: 978-3406797170.