Für den Historiker und Unternehmensberater Asfa-Wossen Asserate ist Deutschland längst Heimat geworden. Seit mehr als 50 Jahren ist er hier zu Hause. Anfänglich noch in der Rolle des "teilnehmenden Beobachters", fühlt er sich heute "längst mit Haut und Haaren in dem Dschungel all dessen, was deutsch ist, verstrickt."
Der kritische und zuweilen auch augenzwinkernde Blick auf seine Mitmenschen ist geblieben. In seinem neuen Buch, das er als "Vademecum" von A wie "Abendbrot" bis "Z" wie Zapfenstreich angelegt hat, belässt er es aber nicht bei der humorigen Aufzählung vermeintlich deutscher Charakteristika: Er staunt, hinterfragt, analysiert und kommentiert. Und immer wieder fällt ihm dabei auf, wie sehr man in Deutschland mit der eigenen Identität hadert.
Das sei bedauerlich, findet Asfa-Wossen Asserate. Denn neben den dunklen Kapiteln der Geschichte, die man intensiver als jedes andere europäische Land aufgearbeitet habe, gebe es ja auch die vielen "hellen" Aspekte, eine reiche (Alltags-)Kultur, Dichter und Denker, tolle Erfindungen und Erfinder. Da sei genügend Potential, auf das man stolz sein könne.
Stattdessen hadere so manche:r mit einer Antwort auf die Frage: "Wer bin ich?". Sich ersatzweise unter das "Dach" eines Europäers oder einer Europäerin zu flüchten, sei auch keine Lösung. "Es braucht einen "normalen" Umgang mit der eigenen, deutschen Identität", sagt Asfa-Wossen Asserate. Und dafür muss man noch nicht einmal Gartenzwerge, Stammtischkultur oder gediegene Hausmannskost lieben.
Buchtipp
Asfa-Wossen Asserate: Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle. Ein Vademecum. Berlin: Aufbau Verlage. 2023. 288 S., 26,00 € ISBN: 978-3847720546
Redaktion: Chirs Hulin
