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Porträtfoto von Armin Nassehi

Redezeit

Wie geht Transformation? – Armin Nassehi

Die Forderung nach gesellschaftlicher Transformation ist ein Reizthema. Unverzichtbar – und doch umstritten. Eine Belastungsprobe für die Gesellschaft. Lässt sich dieser Konflikt lösen? Der Soziologe Armin Nassehi fordert kleine Schritte statt großer Gesten.

"Transformation" – allein schon dieses Wort kann etwas auslösen: Die Einen können es schon kaum mehr hören, die anderen halten es hoch wie ein Banner. Auf jeden Fall wohl einer der am meisten verwendeten Begriffe, wenn es um gesellschaftliche Entwicklung geht und um die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen.

Dass es Transformation braucht, ist eigentlich – zumindest in der Wissenschaft – kaum umstritten. Die Frage ist nur: Wie soll und wie kann das funktionieren? Denn das Ganze scheitert ja in vielfacher Hinsicht schon, bevor irgendetwas tatsächlich passiert: Denn so sehr die Notwendigkeit der Veränderung hoch gehalten und betont wird, so wenig scheint die Umsetzung gesellschaftlich zu funktionieren. Wie kommt das?

Der Soziologe Armin Nassehi kritisiert die große Geste, mit der Transformation angemahnt wird. Ihn verwundere es nicht, dass die Gesellschaft als "soziales System" verhalten reagiere. So wichtig möglichst rasche Transformationen auch seien. Denn diese Trägheit sei ein zentrales Kennzeichen aller Systeme, zum Eigenschutz und Selbsterhalt.

Das müsse man, empfiehlt Nassehi, bei allen Diskursen stärker bedenken und berücksichtigen. Mit Blick auf die, die Transformation in ihrem Alltag umsetzen müssen. "Bei aller Dringlichkeit und allem Veränderungsdruck stehen nur die Mittel und Formen zur Verfügung, die auch wirklich zur Verfügung stehen." Heißt: Transformation geht nur "evolutionär", also in kleinen Schritten. Gelingt dies, kann sie aber auch um so besser gelingen.

Redaktion: Julia Lührs

Buchtipp

Armin Nassehi (2024): Kritik der großen Geste. Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken. München: C. H. Beck. 224 Seiten. 18 €. ISBN: 978-3406823220.