Drei Frauen stehen vor einer Mauer

Frauen im Gefängnis – Anna Badora

Frauen im Gefängnis bieten Stoff für so manche Seifenoper. Ansonsten jedoch umgibt sie eher ein gesellschaftliches Tabu. Die Theaterintendantin Anna Badora hat Gespräche mit verurteilten Straftäterinnen geführt und ihre Lebensgeschichten aufgeschrieben.

In deutschen Gefängnissen liegt der Frauenanteil bei gerade mal fünf Prozent. 2023 waren in Gefängnissen in Nordrhein-Westfalen 835 Straftäterinnen mit zumeist langjährigen Haftstrafen inhaftiert. Mit einigen von ihnen hat Anna Badora, die ehemalige Generalintendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses, lange Gespräche geführt. Ihr Augenmerk richtete sie dabei auf die Frage, welche Entscheidung an welchem Punkt im Leben der Frauen dazu führte, dass sie aus einem "ganz normalen" Leben heraus katapultiert wurden und durch eine Tat mit dramatischen Konsequenzen am Ende im Gefängnis landeten.

Die Theaterintendantin Anna Badora hat Gespräche mit verurteilten Straftäterinnen geführt und ihre Lebensgeschichten aufgeschrieben.

Anna Badora hat Frauen gesprochen, die aus der Mitte der Gesellschaft ins Gefängnis kamen

So unterschiedlich die Biografien der Straftäterinnen auch sind, so sehr spiegeln sich für Anna Badora in ihnen doch auch gesellschaftliche Strukturen: Dazu zählt sie die hohen Ansprüche, die die Frauen an sich selbst und ihre Leistungsfähigkeit in Familie oder Beruf richteten. In ihrem zumeist konservativen familiären Umfeld fühlten sie sich mit ihrer Überforderung häufig alleingelassen. Ärztliche Hilfe beschränkte sich vielfach auf die Gabe von Medikamenten. Gemäß der berühmten Chaos-Theorie genügte dann ein einziges Ereignis, um den vermeintlich "intakten" Lebensweg auf immer aus der Spur zu bringen.

Denn auch das gehört für Anna Badora zum Muster: Dass es vielen Straftäterinnen nach ihrer Entlassung aus der Haft nicht mehr gelingt, an ihr früheres Leben anzuknüpfen. Die Hürden, die sie nehmen müssten, um wieder Teil der Gesellschaft sein zu dürfen, seien extrem hoch, so hat sie erfahren. "Unsere Gesellschaft ist weit davon entfernt, in einer Straftäterin nicht nur lebenslang eine Verbrecherin zu sehen, sondern ein Individuum mit einem Recht und Anspruch auf Resozialisierung."

Buchtipps:

Anna Badora (2024): Vom Stürzen und Wiederaufstehen. Geständnisse aus dem Frauengefängnis. Wien: Ueberreuter. 200 Seiten. 25 €. ISBN: 978-3-8000-7859-2

Anna Badora (2022): Dreizehn Leben. Frauenporträts, inspirierend und wegweisend. Wien: Ueberreuter. 200 Seiten. 24 €. ISBN: 978-3-8000-7791-5

Redaktion: Julian Troost

Frauen im Gefängnis – Anna Badora

WDR 5 Neugier genügt - Redezeit 27.02.2024 23:04 Min. Verfügbar bis 26.02.2025 WDR 5


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