Das Leben der Geister ist unserem ziemlich ähnlich: Sie fahren mit dem Bus, springen auf Fahrräder, setzen sich in Autos. Es gibt - wie bei uns - Selbsthilfegruppen für die schlimmen Fälle, manchmal entstehen Freundschaften und manchmal - selten - finden sich auch zwei Liebende. Das gerade im Totenreich angekommene Mordopfer im roten Kleid und ein ehemaliger Kommissar jedenfalls werden ein Liebespaar.
Michael Kumpfmüller beschreibt ganz leichthändig und einfühlsam die vorsichtige Annäherung, die transzendente Körperlichkeit, sanfte Berührungen, die Erinnerungen an das lebendige Liebesleben wachrufen. Das Geisterleben ist eigentlich ganz angenehm in diesem Roman, der uns souverän und ohne Schauertricks in eine fremde Welt führt. Angst vor dem Tod muss man nach der Lektüre jedenfalls nicht mehr haben.
Aber diese ungewöhnliche Geschichte erzählt nicht nur vom Alltag und der Liebe in der Geisterwelt, es geht auch um den Mord an der schönen Frau. Dass der am Ende aufgeklärt wird, das ist nicht dem lebendigen, sondern dem toten Kommissar zu danken. Nur die Anfangs-Frage wird nicht aufgelöst: "Was macht jemand frühmorgens im Wald in diesem Park?" Auch Geister können eben nicht alle Geheimnisse klären.
Eine Rezension von Manuela Reichart
Literaturangaben:
Michael Kumpfmüller: Wir Gespenster
Kiepenheuer & Witsch, 255 Seiten, 24 Euro, ebook 19.99 Euro